Die Schnorrer und die Exitfilm

Ich hatte in der Vergangenheit einen recht unangemehmen Kontakt mit dem von Dipl.-Jur. Andreas Baum geführten Unternehmen EXIT Film- und Fernsehproduktion. Nicht nur ich, sondern auch andere Kollegen fühlten sich von den Filmemachern über’s Ohr gehauen.

Jeder Anwalt kennt die Mal-eben-eine-kurze-Frage-Anfragen, mit denen manche Menschen versuchen, für lau an das know how professioneller Berater zu kommen. Verlangt wird, manchmal mehr – manchmal weniger, daß sich der Rechtsanwalt die (seine!) Zeit nimmt, um Probleme fremder Leute zu lösen – aber jeweils ohne daß diese irgendwie auf die Idee kämen, dafür auch eine wie auch immer gestaltete Gegenleistung anzubieten.

Die Exitfilm hat sich in der Vergangenheit genau auf diesem Terrain bewegt. Nicht um eigene Rechtsprobleme zu lösen, sondern um kostenlos Material abzugreifen, das die Filmemacher anschließend in einer eigenen Produktion verwurstet haben, die sie dann für teuer Geld verkaufen konnten. Der Lieferant des Materials wurde in den beschriebenen Fällen noch nicht einmal mit einem warmen Händedruck entlohnt.

Scheinbar ist Andreas Baum und die Exitfilm weiter auf diesem Beratungsschnorrer-Marktplatz unterwegs, damit die Herstellung einer „ZDF-Dokumentation“ entsprechend seines Mottos sehr viel preiswerter – und mit Sicherheit günstiger, als Sie vermuten! wird bzw. bleibt.

Kollegen berichteten über eMails, die sie kürzlich von der Film- und Fernsehproduktions-Gesellschaft erhalten hatten. Auch ich habe am Wochenende von Exitfilm Post bekommen:

Subject: Anfrage nach Betroffenen für ZDF-Doku zum Thema Cold Calls und unerlaubte Werbeanrufe

Sehr geehrter Herr Hoenig,

wir arbeiten an einer ZDF-Dokumentation über untergeschobene Verträge am Telefon bzw. nicht genehmigte Werbeanrufe (Cold Calls). Kennen Sie Betroffene und können Sie uns Kontakte zu einigen Fällen aus jüngster Zeit vermitteln? Um andere Verbraucher aufzuklären, ist es für die Berichterstattung wichtig, dass Betroffene über Ihre Erlebnisse erzählen.

Unser besonderer Fokus liegt auf Energieanbieter. Darüber hinaus sind wir interessiert an anderen Fällen, in denen Verbrauchern Verträge untergeschoben wurden. Daher würden wir uns freuen, mit Ihrer Hilfe Geschädigte zu finden, die mit uns reden wollen.

Sollten Sie aus Ihrer Mandantschaft jemanden finden können, stünden Sie auch als Experte für ein kurzes Interview zu Verfügung?

Ich verzichte sehr gern auf die erneute Zusammenarbeit mit diesem Laden. Bedauert habe ich den Mitarbeiter von Exitfilm, der mir die eMail geschickt hat. Deswegen habe ich ihn informiert über das Geschäftsgebaren seines Arbeitgebers.

Sehr geehrter Herr H*,

nichts gegen Sie persönlich, aber mit dem Unternehmen, für das Sie auftreten, habe ich in der Vergangenheit ziemlich üble Erfahrungen gemacht.

Ich arbeite selbstverständlich gern mit Film-/Fernsehschaffenden zusammen und liefere ihnen Material für deren Produktionen. Aber wenn ich mich – wie von der Exit – über’s Ohr gehauen fühle, fallen mir nur ziemlich üble Schimpfworte ein, die ich hier besser nicht aufschreibe.

Worum geht es? Das können Sie hier nachlesen.
http://tinyurl.com/yas46j3y

Mit Betrügern habe ich berufsbedingt oft zu tun. Und Schnorrer schicke ich regelmäßig dahin, wo sie meiner Ansicht nach hingehören … Diese „Exitfilm“, für die Sie arbeiten, paßt gut in diesen Zusammenhang.

Suchen Sie, sehr geehrter Herr H*, sich einen *seriösen* Arbeitgeber; dann können Sie sich gern nochmal bei uns melden; ich stehe Ihnen dann mit spannenden Informationen gern zur Verfügung.

Ihnen ein schönes Wochenende noch! Dem Unternehmen wünsche ich die Pest den Hals.

Liebe Kollegen, wenn Ihr auf die Zusammenarbeit mit Exitfilm nicht verzichten wollt: Laßt Euch eine Vergütungsvereinbarung unterzeichnen und liquidiert einen Vorschuß, bevor Ihr Euch mit diesen Leuten abgebt. So machen es alle Strafverteidiger mit den Leuten, denen man einen Betrug zur Last legt.

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Bild: Screen Shot von der Website der Exitfilm, auf der Andreas Baum über die „Kosten“ informiert.

Dieser Beitrag wurde unter In eigener Sache, Medien, Strafverteidiger veröffentlicht.

3 Antworten auf Die Schnorrer und die Exitfilm

  1. 1
    Neric says:

    Die Geschichte fällt wohl kaum unter strafrechtlichen Betrug, sondern vielmehr unter BGB 101.

    P: Gefälligkeitsvertrag oder Dienstvertrag?

    Wenn letzteres, dann Anspruchsgrundlage: § 611.

    Vergütung nicht vereinbart, also § 612 BGB.

    P: Darf eine Vergütung erwartet werden, wenn offensichtlich einige Anwälte kostenlos Auskunft geben? Motto: Komm‘ ich jetzt ins Fernsehen?

    P: Wie hoch ist die übliche Vergütung?

  2. 2
    BV says:

    Der Mann kennt sich aus:

    „Andreas Baum ist der Autor des Buches „Die miesen Maschen der Abzocker“, das als „WISO-Report“ im Ueberreuter-Verlag erschienen ist.“

  3. 3
    Klaus says:

    Klingt alles sehr nach Mimimi. Da fühlen sich viele Anwälte (ausweislich des verlinkten Blog-Beitrags und der Kommentare so ungefähr drei) „betrogen“, weil sie bei Erwartung einer lobenden Erwähnung im Fernsehen die Honorarvereinbarung vergessen haben.

    Da fehlt mir irgendwie ungefähr genauso das Mitleid wie dem Blogbetreiber gegenüber denjenigen, die sich von seinen Mandanten betrogen fühlen, weil sie in einem Webformular den Hinweis in 4 pt dunkelgrau auf hellgrau überlesen haben, dass sie ein Abo für 50€ im Monat mit zwei Jahren Laufzeit abschließen.

    Ansonsten ist es doch ganz einfach: die angenehmsten Journalisten sind die, die zahlender Mandant sind, wie der in diesem Blog auch schon lobend erwähnte Herr H*.

    • Den Scheckbuch-Jounalismus, den Sie beschreiben, ist will kein Mensch. Ich verlange nur einen fairen Umgang miteinander. Ein Zitat aus der Perrymedia verdeutlicht ganz gut, was ich meine:
       

      Der biologische Ausdruck Symbiose bezeichnet eine Lebensgemeinschaft zu beidseitigem Nutzen, das heißt ein Individuum profitiert von seinem Symbiose-Partner und umgekehrt. Das Gegenteil wäre Parasitismus, bei dem nur ein Partner, nämlich der Parasit, profitiert.

      crh