Hertha-Fans vs. Bereitschaftspolizei

Der Besuch von Fußballspielen wird stets von unseren Freunden und Helfern begleitet. Die Erfahrung hat gezeigt, daß diese Begleitung oftmals nötig ist, weil das Fußballspiel eine ernste Angelegenheit ist.

Oftmals kommt es dabei zum Austausch eigener Standpunkte zwischen den Fußballspielbesuchern untereinander oder zwischen ihnen und der oben erwähnten uniformierten Begleitung. Bekanntlich findet die wechselseitige Meinungsäußerung auch manches Mal nonverbal statt. Das ist dann oft die Situation, wo im weiteren Verlauf die Beratung durch einen Strafverteidiger hilfreich sein könnte.

Manchmal wäre es besser, wenn solche Situationen ausblieben. Schlichtung oder vorbeugende Deeskalation sind ziemlich schlaue Methoden, um Strafverfolgern und Strafverteidigern mühsame Arbeit zu ersparen. Das gelingt nicht immer. Vor allem dann, wenn auf einer der beiden Seiten Krawallmacher stehen, denen der Mehrzweckeinsatzstock ziemlich locker sitzt. Einem solchen Exemplar ist der Herthaner Kollege Bert Handschumacher neulich begegnet.

Seinen Spielbericht hat Rechtsanwalt Handschumacher in die Form einer Dienstaufsichtsbeschwerde gegossen:

Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den Beamten 15126

Sehr geehrte Damen und Herren,

nachfolgend unterbreite ich Ihnen einen Sachverhalt und stelle Dienstaufsichtbeschwerde:

Am 18.11.2017 gegen 20:45 Uhr waren Beamte der Polizei nach dem Spiel Hertha BSC – Borussia Mönchengladbach im Bereich vor dem Südtor tätig. Wir standen zwischen dem S-Bahneingang Olympiastadion und dem Restaurant „Olympiaeck“ schräg vor einem dortigen Bierwagen.

Beamte der Bereitschaftspolizei bewegten sich in unsere Richtung. Es kam zu einer Diskussion mit dem nachfolgend benannten Zeugen M.

Der Zeuge M versuchte beruhigend einzuwirken und merkte an, daß es doch sehr ruhig sei und man deswegen nicht gleich wieder eskalieren müsse. Darauf sagte ein kleiner, dunkelhaariger, untersetzter Beamter mit Salafistenbart und der Nummer 15126 auf dem Rücken zu dem Zeugen M, der ruhig blieb und nur deeskalieren wollte:

„Merk dir, wenn ich Bock habe Dir eins aufs Maul zu hauen, dann tue ich das auch!“

Dieser Spruch hat uns alle doch ziemlich entsetzt. Er ist geeignet, das Vertrauen in die Sicherheitskräfte des Landes Berlin nachhaltig zu zerstören und bestätigt vor allem die Vorurteile einiger Fußballfans, daß sich in den Reihen der Berliner Bereitschaftspolizei gibt es Prügeltruppen, die das bei Fußballspielen gerne ausleben.

Maßnahmen der Dienstaufsicht sind hier dringend geboten, um dem entgegenzusteuern.

Weitere Zeugen sind:

  1. Herr K, Berlin
  2. Herr T, Berlin
  3. Herr M, Adresse wird nachgereicht
  4. Herr J, Berlin

Über die ergriffenen Maßnahmen bitte ich mir Mitteilung zu machen.

Es gibt zuviel Chaoten unter den Besuchern von Fußballspielen. Manche tragen bunte Schals, andere sind anders uniformiert.

Noch eine Frage zum Schluß:
Wie hat Hertha eigentlich am vergangenen Wochenende gespielt? Und Schalke? Ich kenn‘ mich glücklicherweise nicht aus mit diesen ernsthaften Spielereien …

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Bild: Wikimedia Commons/ Behelmte Polizisten mit Tonfa und Pfefferspray

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15 Antworten auf Hertha-Fans vs. Bereitschaftspolizei

  1. 1
    Maik says:

    Bitte verzeihen Sie die spitz formulierte Frage:

    Wie passt diese Anzeige zum Anwaltsmotto: Der größte Lumpe in diesem Land, das ist und bleibt der Denunziant?

    Angenommen einer der noch anwesenden Polizisten würde darüber anonym der Presse berichten.
    Wäre er dann ein Whistleblower oder ein übler Straftäter, Nestbeschmutzer und Heckenschütze?

    Sie mögen mir obige Fragen nachsehen. Natürlich ist es Aufgabe der Polizei Gefahren abzuwehren. Selbstverständlich müssen derartige Verfehlungen geahndet werden. Man sollte diese Geschichten allerdings nicht instrumentalisieren. Das führt zu dem bekannten Lagerdenken (Krähe Auge). Dazu tragen Sie mit Ihren Beiträgen ein Stück weit bei.

  2. 2
    blogspargel says:

    Also, wenn jeder, der einen Sachverhalt anzeigt, ein Lump ist, würden (Straf-)Täter häufiger davonkommen, weil keiner mehr etwas anzeigt.
    @Maik: Wie wollen Sie das abgrenzen?

    @crh: Hertha letztes Wochenende? Wollen Sie nicht wissen ;-). Schalke: alles gut.
    Ansonsten. http://www.kicker.de .

  3. 3
    hugo says:

    lieber maik, das anwaltsmotto haben Sie leider falsch zitiert. am ende muss es richtig “ der eigene mandant“ heißen.

    @crh: hoffentlich verteidigen Sie den prügelpolizisten, hihi

  4. 4
    Ralf says:

    Warum ist es für die Dienstaufsichtsbeschwerde wichtig, dass der als klein, dunkelhaarig und untersetzt beschriebene und über die angegebene Nummer wohl ohnehin zu identifizierende Polizist einen „Salafistenbart“ hat?

  5. 5
    NE says:

    Lagerdenken ist nur für Leute geeignet, die nicht mit Ambivalenzen umgehen können. Der kluge Polizist weiß, dass sein Ansehen durch solche Patienten beschädigt wird, er aber einiges durch rechtsstaatliches Handeln und gute Polizeiarbeit zur Kompensation tun kann.

    Btw, ich habe mal gehört, dass die Gerichte es überhaupt nicht mögen, wenn der Beamte sein gegenüber duzt. Stimmt das?

  6. 6
    WPR_bei_WBS says:

    @ Ralf
    Zur Identifizierung wuerde ich sagen. Nicht jeder hat Hippstertum studiert und kennt die gerade als korrekt angesehene trendige Bezeichnung.

  7. 7
    mischaaaa says:

    @ 4 und 6

    weder der salifistenbart noch die zwar sachlich gehaltene, dennoch deutlich mitschwingend abfällige beschreibung der statur, erfüllen einen zweck. die rückennummer sollte reichen zur identifizierung.
    die beschwerde übermittelt dem geneigten leser:
    der kleine dicke hippster (oder türke :)) war frech zu mir, dem werd ichs zeigen.
    interessant wäre der ausführliche inhalt der vorhergegangenen diskussion, in der der zeuge m. versucht die auf ihn zugehenden polizisten zu beruhigen und diskutiert, man solle nicht eskalieren.
    meine prognose: beide haben ihren teil beigetragen.
    dennoch: als polizist hat man sich angemessen zu verhalten und wenn man sich nicht ruhig äußern kann die fre**e zu halten

  8. 8
    M.A.S. says:

    Dumm gelaufen für den Herrn in Unifmron, scheint mir. Ich nehme an, er hatte nicht mit Juristen unter den Besuchern gerechnet. Und offensichtlich hat keiner der bisherigen Kommentatoren irgendeinen Zweifel an der Richtigkeit der wiedergegebenen Aussage – erstaunlich.

    Und zur Beschreibung: natürlich reicht die Nummer eigentlich aus. Aber um dem Vorwurf eines möglichen Zahlendrehers oder Ablesefehlers von vornherein entgegenzuwirken, ist die Personenbeschreibung ein adäquates Mittel.

    Apropos ‚Personenbeschreibung: ‚klein‘ und ‚untersetzt‘ ist jetzt eine ‚deutlich mitschwingende abfällige Beschreibung‘? Interessant. Wie beschreibt man denn politisch korrekt einen eher kurz geratenen, dicken Menschen?

  9. 9
    Norbert says:

    Moin,

    „Darauf sagte ein kleiner, dunkelhaariger, untersetzter Beamter mit Salafistenbart und der Nummer 15126 auf dem Rücken…“
    Das hat ernsthaft ein Anwalt so als Dienstaufsichtsbeschwerde geschrieben?
    Wie kann man sich so selbst disqualifizieren, wenn man doch eine einschlägige Ausbildung genossen haben sollte?
    Die Beschreibung mag ja stimmen aber diese Ausdrucksweise ist so unsachlich und herablassend, daß sie die Ausdrucksweise des Beamten ja fast schon im Nachhinein rechtfertigen könnte.
    Zumindest lässt es auf die Vorgeschichte schliessen.
    Polizeibeamte und Rechtsanwälte haben eine besondere Stellung und sind besonders ausgebildet.
    Da erwartet man auch in besonderen Situationen beherrschtes Handeln.
    Der kleine Beamte hat sich in einer hektischen Situation provozieren lassen. Das geht nicht, dem gehört was auf den Deckel gegeben, sollte er das so gesagt haben.
    Daß aber ein Anwalt in Ruhe sowas zu Papier bringt, ist in meinen Augen eigentlich noch schlimmer. Wohl überlegt haut er diese beleidigende Beschreibung unnötigerweise raus.
    So ein verbaler Choleriker versaut einem als Mandanten doch jeden Rechtsstreit.

    Gruß,
    Norbert

  10. 10
    Norbert says:

    Moin,

    „Apropos ‚Personenbeschreibung: ‚klein‘ und ‚untersetzt‘ ist jetzt eine ‚deutlich mitschwingende abfällige Beschreibung‘? Interessant. Wie beschreibt man denn politisch korrekt einen eher kurz geratenen, dicken Menschen?“

    Du hast den Salafistenbart vergessen.
    Bei Personenbeschreibungen wird üblicherweise auch mit einer geschätzten Körpergrösse gearbeitet.
    Allzu kurz kann er nicht gewesen sein, mit 160cm wird das als Mann nichts bei der Polizei. „Klein und untersetzt“ würde für sich aber ja noch gehen.
    Spätestens das mit dem Salafistenbart geht gar nicht. Ich übertreibe es wahrlich nicht mit der PC aber das ist offensichtlich herabwürdigend. Wir reden hier von einer Dienstaufsichtsbeschwerde eines Anwalts und nicht von Stammtischgelaber.
    Einen Anwalt, der so auf populistischen Begriffen (vermutlich sogar ohne Grund) herumreitet, kann man einfach nicht ernst nehen.

    Gruß,
    Norbert

  11. 11
    Arnooo says:

    Was habt ihr eigentlich alle für ein Problem mit der Beschreibung? Die Rückennummer als alleinige Identifikation ist nunmal oftmals nicht ausreichend, entweder, weil es nur die Nummer der Einheit ist, ohne individuelle Personenkennziffer, oder weil vor Gericht *trotz* eindeutiger Identifikationsnummer personenbezogene Merkmale verlangt werden, denn die Herren hätten ja „T-Shirt-Tausch“ veranstalten können. Und eine Beschreibung ist nunmal auch treffend, wenn sie den Berufsbetroffenen unter den Kommentatoren hier nicht in den persönlichen sprachlichen Duktus passt. So lange sie keine eindeutige Beleidigung ist (und was das ist, kann man nachlesen, „Salafistenbart“ reicht jedenfalls nicht), kann man eine Personenbeschreibung mit den schmückenden Worten bedenken, die man für richtig und angemessen hält. Eine wie auch immer geartete „Herabwürdigung“ kann ich da auch nicht erkennen. Aber bekanntlich liegt so eine Einschätzung immer im Auge des Betrachters, und vielleicht fühlen sich ja einige der Kommentatoren hier schlicht und einfach angesprochen…
    Ein Mann unter ca. 175cm Körpergröße ist als Polizist sicherlich als „klein und untersetzt“ bezeichenbar.

  12. 12
    WPR_bei_WBS says:

    @ Arnooo

    Danke, ihre Antwort erspart mir, einen längeren Text zu schreiben. Alles drin, was mit auch durch den Köpfen ging.

  13. 13
    Subsumtionsautomat says:

    Also wenn man Salafistenbart googelt, dann kommen in der Bildersuche ziemlich viele völlig unterschiedliche Bärte vor. Also eine ziemlich ungenaue Beschreibung. Besser wäre die konkrete Beschreibung des Bartes gewesen, z.B. „langer Vollbart“ oder sowas…

  14. 14
    Bernd says:

    „Merke, wenn ich Bock habe dir eine DAB vor den Latz zu knallen, dann mache ich das auch.“

    Alles richtig gemacht. Von Polizisten mit solchen Einstellungen möchte ich nicht „beschützt“ und erst recht nicht verhauen werden, weil sie einfach Bock darauf haben.

  15. 15
    uffi says:

    Hertha hat 2:4 verloren, Schalke 2:0 gewonnen. Wen interessiert Schalke ;-)