20 Millionen Euro für die Desozialisierung

Unser Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne), eigentlich ein ganz vernünftiger Mann, ist stolz.

Und zwar auf den Ausbau der JVA Tegel. Bis 2021 soll dort die Teilanstalt III saniert sein.

Das wird mit Nachdruck vorangetrieben!“ sagte Justizsenator laut einem Bericht des rbb24.

Das denkmalgeschützte Haus stehe seit Jahren leer und verfalle. Nun werde die Modernisierung in Angriff genommen. Nach ersten Schätzungen beliefen sich die Kosten auf mindestens 20 Millionen Euro.

heißt es weiter in dem Bericht.

Da steckt der Senat nun einen achtstelligen Betrag in ein archaisches System, statt diesen Betrag in die Hand zu nehmen, um eine effektive und erfolgversprechende Resozialisierung unserer Mandanten zu betreiben. Als wenn jemals ein Mann, der in der JVA Tegel gesessen hat, gebessert wieder entlassen wurde.

Regelmäßig ist es doch so, daß die Straftat einen Mangel bei dem Straftäter offenbart. Statt nun diesen Mangel zu beheben, steckt man ihn zusammen mit anderen Mangelbehafteten in den Knast und hofft darauf, daß sich dadurch alle Mängel irgendwie von selbst beheben. Das kann doch einfach nicht funktioneren.

Und trotzdem werden Millionenbeträge dieses kaputte System investiert, mit dem versucht wird, eine Resozialisierung durch Desozialisierung zu erreichen. Vernünftig ist das nicht.

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Bild: © Marco Barnebeck(Telemarco) / pixelio.de

Dieser Beitrag wurde unter Justiz, Knast, Politisches veröffentlicht.

23 Antworten auf 20 Millionen Euro für die Desozialisierung

  1. 1
    WPR_bei_WBS says:

    Um jemanden zu resozialisieren, muss man ihn aber erst mal vor sich haben – z. B. in einer JVA.. Und ich denke wir sind uns doch alle hier einig, dass eine Resozialisierung in einem sanierten und zeitgemäßen Umfeld bedeutend besser gelingt, als in einer überbelegten und / oder veralteten JVA Typus „Zuchthaus zu Kaisers Zeiten“

  2. 2
    Fry says:

    „Regelmäßig ist es doch so, daß die Straftat einen Mangel bei dem Straftäter offenbart.“

    Ja, das mag richtig sein, und die reine „Bestrafung“ wird diesem Umstand nicht gerecht. Man muss den Straftätern auch helfen, und das geschieht zu wenig. Vor allem bei Kleinkriminellen müsste der Fokus mehr auf Hilfe und weniger auf Strafe liegen.

    Anders ist das aber bei Serientätern, gewichtigeren Straftaten und organisierter Kriminalität. Da haben Straftäter sich so weit vom Konsens der Gesellschaft entfernt, dass die Strafe auch eine Abschreckungsfunktion hat und haben muss. Denn machen wir uns mal nichts vor, ohne Aussicht auf Strafe würden manche (viele?) Menschen auch ziemlich roh durchs Leben gehen. Das Recht des Stärkeren würde dann wieder gelten.

    Also bitte ausgewogen beurteilen. Nicht alles an Haftstrafen ist schlecht. Unmenschlich sind sie auch regelmäßig nicht.

    • Differenzieren ist richtig, insoweit ist Ihnen zuzustimmen. Aber: Ist es nicht deutlich zu kurz gedacht, wenn man unter Strafe ausschließlich „Haftstrafe“ und „Knast“ versteht. Mir fallen da durchaus ne Menge Alternativen ein, die auch für „Langstrafer“ eine Perspektive bieten, nicht wieder rückfällig zu werden. Die Kurzstrafer bringt man erst gar nicht in den Knast, dann hat man dort Platz (und gut ausgebildetes Personal) für diejenigen, die tatsächlich gefährlich sind. Und die auf diesem Weg eingesparten Ressourven lassen sich wunderbar für effektive „Mangelbeseitigung“ (z.B. Resozialisierung durch Strukturierung) und Rückfallverhinderung einsetzen. crh
  3. 3
    ViktorStahl says:

    Um jemanden zu resozialisieren, muss man ihn aber erst mal vor sich haben – z. B. in einer JVA.. Und ich denke wir sind uns doch alle hier einig, dass eine Resozialisierung in einem sanierten und zeitgemäßen Umfeld bedeutend besser gelingt, als in einer überbelegten und / oder veralteten JVA Typus „Zuchthaus zu Kaisers Zeiten“

    Saniert und Zeitgemäß ist aber auch das Grand Hotel Heiligendamm. Und für die ganz harten Jungs hat man ja zur Not auch noch 12km Zaun rumliegen.

  4. 4
    Jo says:

    Dass Wegsperren keine Lösung ist, sollte mehr oder weniger bekannt sein. Bei Zweifel empfehle ich einen (idealerweise freiwilligen) Besuch einer JVA – nachdem wir ein Konzert in einer durchaus großen JVA gegeben hatten, waren wir überaus erleichtert, diesen gut sanierten, aber grunddepressiven Ort durch gefühlt hunderte Gittertüren und schwere Tore verlassen zu dürfen…

    Wie lauten denn die Alternativen? Auf der Suche nach sachlichen Quellen stolpere ich leider hauptsächlich über wenig reflektierte, dafür um so heftiger mit äußerst gewichtiger Meinung belegte einseitige Aussagen. Haben Sie eventuell ein paar Lesetipps dazu?

    • Nehmen Sie mal die Spur auf und steigen Sie ein: Thomas Galli und Bernd Maelicke sind als Einstieg gut geeignet, daraus ergeben sich weitere Literaturhinweise zur Vertiefung. crh
  5. 5
    blu*b says:

    Aus welchen Gründen der Straftäter keine Straftaten mehr begeht, soll meiner Kenntnis nach angeblich unerheblich sein. Neben eigener Überzeugung oder dem Aufzeigen von Alternativen soll auch Abschreckung okay sein. Stand mal in irgendeiner Kommentierung zum StVollzG, wenn ich mich nicht täusche. Dürfte sich auch mit der Praxis einiger Justizvollzugsanstalten decken.

    Habe das Teil aber weiterverschenkt und finde keine Quelle mehr, daher kann es auch falsch und nur meinem Hirn entsprungen sein.

    Obwohl ich also offensichtlich keine Ahnung von dem Thema habe, nehmen wir aber doch mal den Uli und folgen dieser These. Ist der nun

    a) überzeugt etwas falsches getan zu haben

    b) gewillt seinem Steuerberater mehr Kohle für die steueroptimierte Anlage seines Vermögens zu überweisen, weil er in der JVA eine entsprechende Beratung genossen hat

    oder

    c) so fürchterlich angefressen, dass er da nicht wieder rein will?

    Herr Hoenig, das System funktioniert!

    Okay, man kann nun mal etwas weiter als vor die nächste Zellentür denken und vielleicht hätte man ihn auch dazu verdonnern können, der Gesellschaft etwas zurückzugeben und ihn andere Erfahrungen machen lassen. Nicht nur in „Geld“. Aber was soll dann aus den ganzen Apparat der Justizvollzugsanstalten werden? Und ist das nicht ganz schön kompliziert?

    Off-topic. Mir ist der Fall eines in einer JVA inhaftierten Betrügers bekannt, der den unbedingten Wunsch hatte, sehr viel Geld zu besitzen. Die Sache drehte sich um Versicherungen und war wohl von Erfolg gekrönt. Gegenüber der Abteilungsleitung in der JVA soll er dann angegeben haben, resozialisiert zu sein, weil er nun ja genügend Geld besitze. Er wurde dann in den offenen Vollzug aufgenommen, aber im Rahmen von Lockerungen gebeten, sein Auto nicht vor der Tür zu parken. Mir ist nicht bekannt, dass er wieder straffällig geworden ist. Alles gut, oder was?

  6. 6
    Schnoffel says:

    Viele Menschen möchten sich aber nun einmal nicht bessern, wodurch nichts anderes mehr bleibt, als sie einzusperren. Was meiner Meinung nach viel zu selten und wenn, dann auch viel zu kurz geschieht.

    Ich finde jedoch, und vermutlich sind wir in dem Punkt einer Meinung, dass der Staat die falschen Leute einsperrt.

  7. 7
    Der wahre T1000 says:

    Das Thema kommt immer wieder. Was will man in diesem Blog auch anderes erwarten?

    Resozialisierung erreicht man nicht durch Strafe. Resozialisierung erreicht man gar nicht. Das ist alles dummes Zeug. Die gibt es schlicht nicht. Wer keine Konsequenzen spürt, der ändert sein Verhalten nicht, zumindest nicht durch gute Worte. Und wer Konsequenzen spürt, also eingelocht wird, der wird im Knast auch nicht resozialisiert; da gebe ich Herrn Hoenig recht. Also ist das doch alles dummes Geschwafel von der Resozialisierung (mit oder ohne Knast).

    Man kann Prävention betreiben und verhindern, dass jemand dumme Sachen macht. Das geht wirkungsvoll von gesellschaftlicher Moral über Erziehung bis zum Geld und zur Beschäftigung in allen Variationen. Aber dafür will ja keiner bezahlen.

    Für die, die man im Vorfeld – mangels Geld, gutem Willen oder guter Erziehung – nicht in die rechte Spur bringt, gilt: Abschreckung. Wer sich nicht an die Regeln hält, der wird eingelocht. Das Einlochen hat den schönen Nebeneffekt, dass der Delinquent in der Zeit keine (wenige) neue Straftaten begehen kann, zumindest nicht an den Leuten draußen.

    Mir fehlt ein wenig das Verständnis für die Renovierung eines Knastes. Wenn man nämlich auf Abschreckung setzt, dann dürfte das Ansinnen kontraproduktiv sein. Wenn einer schon da rein muß, dann sollte es auch so sein, dass er da auf keinen Fall wieder hin will und nicht mit einem Fernseher auf dem Zimmer.

    Ich sag ja nicht, dass das alles so richtig und optimal ist, aber mir fällt nichts besseres ein. Und zum „Hände abhacken“ oder „steinigen“ wollen wir ja nicht zurück, oder?

  8. 8
    blu*b says:

    @ Der wahre T1000

    Wahrlich beeindruckend, dass Ihnen ein Fernseher auf dem „Zimmer“ als Lebensgrundlage (scheinbar) ausreicht.

    Das wäre für mich schon Folter genug.

    Ich gebe die Aussagen mal pauschal zurück und sage: natürlich kann man resozialisieren.

    Knast allerdings ist aus meiner Sicht eher „Fortbildung“.

  9. 9
    Kai says:

    Zitat Hoenig: „Mir fallen da durchaus ne Menge Alternativen ein, die auch für „Langstrafer“ eine Perspektive bieten, nicht wieder rückfällig zu werden.“

    Was sind das denn so für Alternativen? Also, ich meine Alternativen, die a) im abschreckerischen Sinne an das Unbill einer Haftstrafe auch nur ein Wenig heranreichen und b) der Gesellschaft zu vermitteln wären. Mir fällt da nicht sehr viel ein.

    • Zu a): Schauen Sie sich mal ein wenig bei den Leuten um, die darüber schlaue Bücher geschrieben haben; wenn Sie wirkliches Interesse an der Antwort haben, werden sie sie finden. Stellen Sie sich nur darauf ein, daß es ein wenig komplizierter ist als die aktuelle mittelalterlichen Methode „Wegschließen und gut is“.
       
      Zu b): Wenn Sie allein die wenigen Kommentare unter diesem Beitrag lesen, werden sie feststellen, daß genau da der Hund begraben liegt. Für wirklich sinnvolle Alternativen zu den (auch hier vorgeschlagenen) Ungeeignetheiten gibt es derzeit keine Akzeptanz in der Gesellschaft … die dann eben mit den Rückfallquoten leben muß und damit den Lebensunterhalt all der vielen Strafjuristen und Wachtmeister sichert. crh
  10. 10
    WPR_bei_WBS says:

    @ Der wahre T1000

    Bevor ich hier ellenlang selbst etwas zum Thema „Knast muss hart sein“ schreibe, zitiere ich doch einfach (aus der Erinnerung, also vermutlich nicht ganz wortwörtlich) einen norwegischen Gefängnisleiter: „Die Insassen sind nicht hier, damit wir sie bestrafen. Die Anwesenheit / das Weggeschlossen sein ist die Strafe. Unsere Aufgabe ist es, sie auf ein rechtschaffendes Leben draußen zu trainieren.“

    Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen – außer vielleicht die Rückfallquoten dort, gerade im Vergleich mit „Das muss so schlimm sein wie möglich, damit er dort nie mehr hin will“-Staaten, wie z. B. den USA.

  11. 11
    Der wahre T1000 says:

    @WPR_beiWBS 10: Natürlich wäre es schön, wenn unsere Straftäter aktiv auf die „gute Spur“ gebracht würden. Aber erstens will das keiner bezahlen (auch wenn es gesellschaftlich vielleicht günstiger wäre) und zweitens hilft das eben gerade nicht bei allen Insassen. Was in der Jugend versäumt wurde, kann man einem Erwachsenen nur noch begrenzt nahebringen (manchen auch gar nicht). Das gilt sogar für Insassen in Norwegen.

    Der Vergleich zu den USA ist total unsinnig. Die Menge der Straftaten hat ganz wesentlich etwas mit dem Lebensumfeld zu tun. Deutschland ist ein Sozialstaat, wo keiner wirklich hungern muß. Demenstprechend niedrig ist die Kriminalität. (Das ist einer der Gründe, warum ich für einen Sozialstaat plädiere, obwohl Umverteilung von den Arbeitenden zu den nicht arbeitenden eigentlich nicht gerecht ist.) In Norwegen sieht es, ebenso wie in Schweden oder Dänemark noch viel besser aus.

    In den USA (oder anderen sozial unterentwickelten Ländern, wie z.B. in ganz Afrika, vielen Teilen Mittel-/Südamerikas und Asiens) ist der Druck Straftaten zu begehen, um zu etwas Geld zu kommen, sehr viel höher. Zudem hat man dort auch ein ganz anderes Selbstverständnis und Waffenrecht. Auch wenn es rassistisch klingen mag, gibt es dort andere Ethnien, deren Temperament anders als bei den Deutschen gestrickt ist.

    Kurz: der Vergleich ist schlicht unbrauchbar, weil man Äpfel nun mal nicht mit Stinkfrüchten vergleichen kann. Der Verweis auf die USA ist einfach kein wirksames Argument.

  12. 12
    ill_son says:

    Wahrscheinlich ist der Topf, aus dem Resozialisierung finanziert wird, ein anderer (kleinerer) als der für die Sanierung bedürftiger denkmalgeschützter Bauten.

  13. 13
    Arnooo says:

    @Der wahre T1000:
    Das mit den anderen Ethnien klingt im Zusammenhang mit den USA nicht nur rassistisch, es ist es auch. In den USA ist Resozialisierung nicht vorgesehen, nur Strafe. Außerdem wurde nahezu das gesamte „Knast-System“ in den USA privatisiert, weil sich damit dort unendlich viel Geld verdienen lässt, so lange die Gerichte die Gefängnisse mit immer neuem „Nachschub“ versorgen.
    Kurzum: ein System, was man nicht will und in dem ich nicht leben will. Dort ist ein Gefängnis wirklich Ausbildungsstätte für Nachwuchs-Kriminelle.

  14. 14
    Der wahre T1000 says:

    @Arnoo 13:
    Ich bin kein Rassist. Aber ich verschließe auch nicht die Augen vor Tatsachen. Menschen sind nicht alle gleich. Männer und Frauen unterscheiden sich, man braucht sie nur nackt nebeneinander zu stellen, um das zu begreifen. Noch größer sind die Unterschiede im Denken zwischen Mann und Frau. Genauso verhält es sich, wenn man Menschen verschiedener Ethnien und Religionen vergleicht, wobei sicher auch Erziehung eine wichtige Rolle spielt.

    Menschen sollten die gleichen Rechte (und Pflichten, soweit möglich) haben. Und man sollte sie ohne Vorurteile behandeln. Danach richte ich mich, dafür setze ich mich ein; dafür stehe ich.

    Aber die Augen davor zu verschließen, dass muslimische Menschen aus anderen Ländern oft ein höheres Aggressionspotential haben und gerade nicht die gleichen Rechte Menschen anderen (r) Geschlechts/Religion zugestehen wollen, Inder den Verzehr von Rindfleisch mit dem Tod bestrafen und Asiaten verdorbene Eier vertragen, ist ignorant und dämlich.

    Menschen sind NICHT gleich, schon nicht in einer homogenen Gruppe, erst recht nicht in einer heterogenen Gesellschaft. Und auch ganze Gesellschaften sind – ob ihrer Gesetze und wirtschaftlichen Grundlagen – nicht gleich.

    Befreien Sie sich mal von Ihrem schwarz/weiß-Denken, wonach jeder, der etwas an einem Anderen kritisiert, ein Rassist sei. Ich mag z.B. meinen Nachbarn nicht, bin ich deswegen ein Rassist? Wenn ich nun sagen würde „Ich mag keine Chinesen“, dann ist das doch nichts anderes. In beiden Fällen muß man mir nicht unterstellen, ich würde meinen Nachbarn oder alle Chinesen bekämpfen wollen.

    Ehrlich gesagt nervt es mich, wenn jemand, der ganz wertneutral Wahrheiten ausspricht, von blinden Hassern in eine Ecke gedrängt wird, wo er nicht hingehört.

  15. 15
    HugoHabicht says:

    > Als wenn jemals ein Mann, der in der JVA Tegel gesessen hat, gebessert wieder entlassen wurde.

    Habe für Tegel keine Zahlen zur Hand, aber bundesweit liegt die Rückfallquote entlassener Häftlinge im Erwachsenenvollzug bei unter 50%. Bei Sexualstraftätern – für Bildleser möglicherweise überraschend – sogar bei um die 20%. Insofern ist der zitierte Befund dann doch etwas in Zweifel zu ziehen.

  16. 16
    HugoHabicht says:

    @13 Arnoo

    In den USA ist Resozialisierung nicht vorgesehen, nur Strafe. Außerdem wurde nahezu das gesamte „Knast-System“ in den USA privatisiert,

    Das ist in der Pauschalität schlicht Quatsch. In den USA gibt es kein einheitliches Strafgesetzbuch (jeder Bundesstaat + Nebengebiete hat sein eigenes, dazu kommt in einigen wenigen Bereichen auch Bundesrecht) und schon gar keinen einheitlichen Strafvollzug. Es gibt Haftanstalten, die auf kommunaler Ebene betrieben werden, solche die auf Staatsebene betrieben werden (in der Praxis die Masse der Haftplätze) und solche, die auf Bundesebene betrieben werden, dort noch zu unterscheiden zwischen Militär und Zivil. Je nach Träger und Ziel der Einrichtung sehen die sehr unterschiedlich aus, auch der Privatisierungsgrad ist sehr heterogen. Wenn man irgendwelche „Dokumentationen“ im Fernsehen einschaltet, sieht man natürlich nur die abschreckenden Extrembeispiele. In Wahrheit ist das System sehr vielfältig. Gibt Staaten, die stecken sehr viel Geld in Psychotherapien und solche, die „verschwenden“ daran aus Prinzip keinen Cent.

  17. 17
    Patenter_Anwalt says:

    @crh: Danke für den Buchtipp. Die Erfahrungen des Praktikers Galli regen wirklich zum Nachdenken über unseren Knast an.

  18. 18
    Engywuck says:

    @T1000 (#14) „Ich bin kein Rassist – ich verwende nur die Argumente von Rassisten“ – oder wie soll ich diese Ausführungen verstehen?

    Ja, Menschen sind *nicht* gleich – aber das liegt nicht etwa daran, dass „der Neger gerne schnackselt“ oder „der Araber Frauen als minderwertig ansieht“ oder auch „nur“ „aggresiver ist“ – jedenfalls nicht in dieser Eindeutigkeit und schon gar nicht „biologisch begründet“.
    Was dagegen stimmt ist, dass die Gesellschaft das Handeln sehr stark beeinflusst – speziell die Gesellschaft, in der man aufgewachsen ist. Deshalb *werden* Personen, die aus Kulturkreisen zu uns kommen, in denen Frauen als minderwertig angesehen werden oder in denen Hitler als toller Kerl gilt, der leider den Krieg verloren hat, *erstmal* Probleme haben, mit unserer Gesellschaft und ihren Wertevorstellungen zurechtzukommen – umgekehrt würde uns das genauso gehen. Schon die Kindergeneration hat – auch dank Schulpflicht! – hier deutlich bessere Chancen (keine Garantie!). Natürlich muss hier die Gesellschaft (und der Staat in Form von Politik und Justiz) diese Wertevorstellungen auch deutlich vertreten.

    Dass Wertevorstellungen nicht genetisch bedingt sind kann man an folgenden Beispielen verdeutlichen: in den 1950ern wären in den USA die meisten Weißen niemals auf eine „gemischte“ Toilette gegangen, zu der auch „Schwarze“ Zutritt hatten. In den 1980ern wäre jemand, der diese Meinung öffentlich vertreten hätte, von der übergroßen mehrheit als Rassist verurteilt worden. Klar, ein Teil der Generation die in den 1950ern Erwachsen war ist 1980 verstorben gewesen – aber eben nicht alle – und schon gar nicht finden genetische Änderungen so schnell statt. Dass es weiterhin eine schwächere Form des Rassismus gibt ist hier ein anderes Thema.
    Auch in Deutschland gibt es ähnlich schnelle Entwicklungen: nach 1945 dauerte es keine ganze Generation (ca. 30 Jahre), bis der herrschende Konsens in der Bevölkerung mit dem vor 1945 gänzlich unvereinbar war. Sind „die Deutschen“ nun „genetische Nazis“ oder „genetische Demokraten“?

    Übrigens: „verdorbene Eier“ (hier sind vermutlich „tausendjährige Eier“ gemeint) vertragen Europäer durchaus. Es ist nur eine Mutprobe. „Wir“ vertragen ja auch „vergammelten Fisch“ (=Lutefisk). Und wer mal römische Rezepte aus der cäsarianischen Zeit gelesen hat… (Stichwort „garum“). Wobei „Lebensmittel (nicht) vertragen“ weitaus mehr mit Genetik zu tun hat als Deine Beispiele („wir“ vertragen Milch als Erwachsene wegen einer Mutation vor wenigen tausend Jahren)

  19. 19
    Der wahre T1000 says:

    @Engywuck 18: „Ich bin kein Rassist – ich verwende nur die Argumente von Rassisten“ – oder wie soll ich diese Ausführungen verstehen?

    O weia. Was soll man darauf noch antworten? Etwas zu beobachten und es auszusprechen soll einen zum Rassisten machen? Unerwünschte Wahrheiten sollen mit Diskriminierung unterdrückt werden?

    Ich finde die Orwllschen Methoden zur Gedanken- und Sprachmanipulation (vorzugsweise von Linken verwendet) genauso wiederlich, wie die brennenden Häuser (eher von rechten Kriminellen) mit Menschen drin. Kann man zwar nicht direkt vergleichen, aber einfach beides nur zum kotzen.

    Gehen Sie einfach mit offenen Augen durch die Welt! Befreien Sie sich von der Gedankenblase in der Sie stecken. Man muß nicht nur schwarz-weiß denken.

  20. 20
    M.A.S. says:

    Eigentlich ganz einfach: wer rassistisch argumentiert, ist ein Rassist. Selbst dann, wenn er behauptet, kein Rassist zu sein, um dann aber mit Aber weiterzumachen.

  21. 21
    Drucker says:

    Und was als rassistische Argumentation anzusehen ist, entscheidet wer?

    Ich möchte mich keiner der beiden hier aufeinander prallenden Sichtweisen anschließen, möchte das obige aber zu bedenken geben.

  22. 22
    Der wahre T1000 says:

    Die Deutungshoheit darüber, was rassistisch ist, wollen immer diejenigen haben, die die Meinung anderer nicht respektieren.

    Der Vorwurf des Rassismus ist meist doch nichts anderes als Hilflosigkeit und das Fehlen von echten Argumenten. So will man den vermeintlichen „Gegner“ diskreditieren und dessen Ansichten pauschal abwerten. (Diese Art der Diskreditierung ist im übrigen nur eine andere Form des Rassismus…)

    Ja, es gibt echte Rassisten, fast überall auf der Welt. Sie wollen Juden töten, Farbige unterdrücken oder Christen umbringen und das sind nur einige Beispiele. Aber diese geistig armen Mindermenschen sind im Regelfall nicht diejenigen, die in einer normalen Diskussion als Rassisten beschimpft werden. Die Diskutieren nämlich erst gar nicht.

    Ich finde es toll, wenn Menschen Ideale nach französichem Vorbild haben (Egalite,…) und diese auch vertreten. Ebenfalls finde ich Mitgefühl richtig. Es ist doch nicht so, dass andere Menschen ihre Kinder weniger lieb haben und jeder möchte in guten Verhältnissen leben. Jemandem dieses Streben nach Sicherheit und Wohlstand aberkennen zu wollen ist dämlich.

    Allerdings: die Ignoranz und Verdrängung von Realitäten kann man negativ sehen oder auch positiv: solche Menschen WOLLEN einfach einen guten Kern haben und da bleibt kein Raum für andere Sichtweisen. Das kann man bewundern oder bemitleiden.

    Ich jedenfalls bin eher nüchtern gestrickt und versuche die Dinge so zu sehen, wie sie sind. Wenn man mich dafür einen Rassisten nennt, dann kann ich damit sehr gut leben.

  23. 23
    Waldmeister says:

    Solange ein (zumindest) Fehlverhalten keine Konsequenzen hat, solange wird der Delinquent sein Verhalten nicht ändern, geschweige denn überdenken.
    Um als Eierdieb in den Knast zu kommen (Kurzstrafler) ist schon eine Menge Holz notwendig. Wie oft muß man Schwarzfahren oder sich im Laden den Fünffingerrabatt gönnen, um einen Strafbefehl abzufassen oder gleich ganz ohne Bewährung im Bau zu verschwinden (früher gabs die Möglichkeit, einen Strafbefehl im sozialen Bereich abzuarbeiten, ist das heute noch so?).

    Es wird übrigens m.E. viel zu viel auf Resozialisierung abgestellt. Was ist mit Abschreckung oder gar Satisfaktion (des Opfers)? Herr Hoenig, haben Sie schon mal die Rolle eines Opferanwalts übernommen? Und wenn nicht, haben Sie sich mal mit einem übers Geschäft (und die teilweise durchaus gegensätzlichen Interessen eines Strafverteidigers und eines Opferanwalts) unterhalten?
    Das wäre übrigens mal ein schönes Blogthema, ein Kneipengespräch zwischen Strafverteidiger und Opferanwalt über ihre Mandanten und die Widersprüche und Mängel in den Zielen der Rechtspflege.
    Man verzeihe mir, wenn ich einem Juraprofessor mit den letzten 2 Sätzen eine schicke Idee für eine Hausarbeit oder andere Studentenquälerei geliefert haben sollte;-)