Nazi-Ursel und ihre Ladung zum Haftantritt

Die mit Recht und rechtskräftig zu einer Haftstrafe von zwei Jahren ohne Bewährung verurteilte Rechtsextreme Ursula Haverbeck ist ihrer Ladung zum Haftantritt nicht gefolgt. Neben der Taten, wegen der sie verurteilt wurde, ist das die nächste Dusseligkeit.

Wenn das Gericht rechtskräftig eine Freiheitsstrafe festgesetzt hat und d. Verurteilte noch auf freiem Fuß ist, verschickt die Vollstreckungsstelle der Staatsanwaltschaft eine Ladung zum Haftantritt.

Hier in Berlin werden diese so genannten „Selbststeller“ regelmäßig in eine Haftanstalt des offenen Vollzugs geladen. Das sind Gefängnisse, die für Gefangene konzipiert sind, von denen man ausgeht, daß man sie bald „lockern“ kann.

Die Verwaltung schaut sich die Neuankömmlinge ein paar Wochen an, dann gibt es in verschiedenen Lockerungsstufen den ersten Ausgang bis später den offenen Vollzug, das heißt, der Gefangene kann tagsüber die Haftanstalt (zum Arbeiten) verlassen und kommt erst zum Abendbrot wieder rein. Wenn alles glatt geht, erfolgt dann auch die vorzeitige Entlassung nach der Hälfte (eher selten) oder nach Zweidritteln (schon häufiger) der Haftzeit.

Wenn der Verurteilte dieser Ladung allerdings nicht „freiwillig“ folgt, wird er geholt. Dann nämlich wird ein Vollstreckungshaftbefehl wegen „Flucht“ erlassen, der regelmäßig geradewegs nach Ergreifen des Flüchtlings zur Einlieferung in den geschlossenen Vollzug führt und Lockerungen in weite Ferne rückt.

Also hat die 89-jährige Nazi-Ursel sich selbst einen Nachschlag abgeholt, als sie sich geweigert hat, der freundlichen Einladung der Strafvollstrecker zu folgen. Sie wurde heute in ihrem Zuhause gepflückt und eingetütet.

Ob ihr Verteidiger Wolfram Nahrath, ein deutscher Neonazi-Kader und Rechtsanwalt, es versemmelt hat, sie entsprechend zu beraten, oder ob die Greisin altersstarrsinng war, ist mir nicht bekannt.

Ich bin mir aber ziemlich sicher, daß das mit der Resozialisierung in diesem Fall auch nichts werden kann. Das klappt schon mit jüngeren Strafgefangenen nicht.

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Bild: © Marco Barnebeck(Telemarco) / pixelio.de

Dieser Beitrag wurde unter Mandanten, Rechtsanwälte, Strafverteidiger, Strafvollstreckung veröffentlicht.

13 Antworten auf Nazi-Ursel und ihre Ladung zum Haftantritt

  1. 1
    WPR_bei_WBS says:

    Wie heisst es so schoen: Doof bleibt doof, da helfen keine Pillen.

  2. 2
    Die wahrste Nazi-Wahrheit says:

    Laut der Homepage der Nazi-Oma wurde sie in eine JVA mit offenem Vollzug eingeliefert. Vielleicht sind die in NRW ja laxer als in Berlin…

  3. 3
    Freitags im Büro says:

    Wahrscheinlich wurde sie nur in Bielefeld-Senne eingeliefert, weil das der Einweisungs- und Vollstreckungsplan im Rahmen der Ladung vorgesehen hatte. Sie soll ja derzeit angeblich im Zugangshaus sitzen (Hafthaus Ummeln).

    Wohin die Reise geht, man weiß es nicht. Irgendwie tippe ich aber auf das Haftkrankenhaus.

  4. 4
    schmidt123 says:

    Bleibt zu hoffen, dass die anderen Behörden endlich aus ihrem schnarchnasigen Tiefschlaf erwachen und die teils seit langer Zeit noch anhängigen Verfahren endlich vorantreiben. Dann könnte es sich die Nazi-Oma noch häuslich im Knast einrichten.

  5. 5
    r60/5 says:

    Höhö,
    ich kenn die JVA Senne, in Justizkreisen auch Oberems genannt, aus eigener Anschauung.
    Eigentlich ganz schnuckelig, wenn man mit geschlossenem Vollzug vergleicht.
    Aber die können auch anders, wenn frau gleich als Querulantin einfährt.
    Im Allgemeinen heisst das „Abschuss“: Verlegung nach Haus 5 BiBra1.
    Ich gönn es ihr!

  6. 6
    Non Nomen says:

    Wenn sie altersstarrsinnig oder grenzdement ist, macht dann eine Haft überhaupt noch Sinn? Die Verurteilte wird den Sinn (haben Haftstrafen an 90-jährigen einen Sinn -und überhaupt?) wohl nicht mehr erkennen und die Justiz hat, wie bei „Politischen“ immer schon, mal wieder ein Problem. Abschrecken lässt sich mit dieser Nummer sicherlich niemand aus der Reichsbürgerschaft.

  7. 7
    Michael says:

    @Non Nomen: Die Frau bewegt sich seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts in revisionistischen Kreisen, ihr Mann war Altnazi. Sie selber hat seit 2004 acht Mal wegen Volksverhetzung vor dem Richter gestanden und ist verurteilt worden (ich habe jetzt nicht im Kopf, welche davon rechtskräftig geworden sind), aber das zeigt relativ klar die Richtung: Ein Einsehen oder eine „Resozialiusierung“ sind hier nicht zu erwarten. Das einzige was skandalös ist, ist die Tatsache, das es so lange gedauert hat, bis sie endlich mal die Quittung für ihre Taten erhalten hat. Und das sie haftfähig ist, sollte klar sein, sie tritt in Videos auf, reist fröhlich durch die Republik, ist Europakandidatin für die Partei „Die Rechte“….

  8. 8
    Non Nomen says:

    Und das sie haftfähig ist, sollte klar sein, sie tritt in Videos auf, reist fröhlich durch die Republik, ist Europakandidatin für die Partei „Die Rechte“….

    Dass sie ist Europakandidatin für „Die Rechte“ ist ist also ein Beweis für geistige Gesundheit und Haftfähigkeit? Das wäre ja mal ganz was neues, könnte man aber auch ganz anders sehen.
    Eines wird mit solchen Schlagzeilchen jedoch wieder mal geschafft: kostenlose Propaganda für die Reichsbürger. Und das, so meine ich, ist die eigentliche Absicht der reichsbürgerlichen Szene hier: Greisin politisch verfolgt und eingeknastet durch die Terror-GmbH!

  9. 9
    Matthiasausk says:

    @non Nomen: Hier geht’s nicht um eine potentiell nur verwirrte „Reichsbürgerin“, hier geht’s um eine Frau, die sich selber für einen führenden Kopf einer rechtsextremen Bewegung hält – einige Gefolgsleute glauben das auch und folgen blind.

  10. 10
    Non Nomen says:

    …hier geht’s um eine Frau, die sich selber für einen führenden Kopf einer rechtsextremen Bewegung hält – einige Gefolgsleute glauben das auch und folgen blind.

    Mögen sie ihr folgen, dann gehts wohl in den Knast. Ansonsten: Überwertige Ideen und Wahn liegen nicht all zu weit auseinander. Das wäre dann wieder ein Fall für eine Begutachtung auf Haftfähigkeit (war/ist sie überhaupt zurechnungsfähig?). Wie man es dreht oder wendet…

  11. 11
    HugoHabicht says:

    @Michael (7)
    Werner Haverbeck ist gegen Ende seines Lebens nochmal ziemlich abgedreht. In den 70er Jahren allerdings war er ehrwürdiger Berater des Bundesministers Egon Bahr (SPD) und von Erhard Eppler (ebenfalls SPD) und galt als anerkannter Intellektueller (wenn auch mit heftigem Rudolf Steiner Einschlag). „Alles doofe Nazis“ ist in Bezug auf den Ehemann von U. Haverbeck mal wieder ein bisschen kurz gesprungen.

    @ CRH
    Was die Vollstreckung der Haftstrafe anbetrifft, dürfte durch Geschlecht und Alter der Delinquentin selbst in einem Flächenbundesland wie Niedersachen die zuständige JVA sich ziemlich von selbst aussuchen. Insofern konnte sie da wohl auch nicht viel richtig oder falsch machen. Ob es für verstockte Nazis überhaupt offenen Vollzug gibt, ist dann nochmal eine ganz andere Frage.

  12. 12
    Roland B. says:

    „Ehrwürdiger Berater“? Mir fällt da spontan ein Herr Globke ein. Also ganz sicher kein zuverlässiges Qualitätskriterium, was Demokratiebewusstsein und Rechtsstaatlichkeit angeht.
    Andererseits: einen Rechtsruck von an sich intelligenten Menschen im hohen Alter findet man ja öfters mal. Brigitte Bardot und Yves Montand fallen mir da spontan ein.
    Wie so oft: schwer einzuschätzen.

  13. 13
    r60/5 says:

    was hab ich gesagt?
    aber fragt mich nicht nach den lottozahlen am samstag…

    http://www.nw.de/lokal/bielefeld/brackwede/22134740_Ursula-Haverbeck-kommt-ab-sofort-in-die-Geschlossene.html