Die Nacht von Samstag auf Sonntag birgt offenbar die größten Gefahren in der Woche. In dieser Zeit erreichen uns – eine Strafrechtskanzlei – jedenfalls die meisten Notrufe. Überwiegend handelt es sich dabei um alkoholbedingte Konflikte mit der Ordnungsmacht.
Gestern war es dieser Anrufer, der um Halbeins ein dringendes, unaufschiebbares Problem hatte, und deswegen unbedingt unsere Notrufnummer anwählen mußte:
Mir geht gerade der Gedanke an einen Fall durch den Kopf, in dem ein psychiatrischer Sachverständiger unserem Mandant eine fehlende Impulskontrolle attestierte …
Was erwartet so ein Anrufer eigentlich von einem Strafverteidiger mitten in der wochenendlichen Nacht?
Ging es bei der Anfrage um den Dieb oder doch eher um den Schlüsseldienst? Vielleicht möchte der potenzielle Mandant ja in beiden Fällen seine Möglichkeiten prüfen, ich sehe hier 2 äußerst lukrative Mandate auf Carsten zukommen.
Wenn Sie sowas bereits seltsam finden, würde Sie eine Nacht am Polizeinotruf vollends verstört zurücklassen.
Strafverteidiger? Wohl eher Opferbeistand wegen einer Nötigung zum Nachteil des Herrn S. gesucht.
Der will einen Rechtsanwalt ans Telefon bekommen, damit er dem Schlüsseldienstabzocker das Smartphone in die Hand drücken kann in der Hoffnung, dass sich die Probleme in Luft auflösen.
BTW: Was, glauben Sie, kostet wohl ein nachts aus dem Bett geholter Strafverteidiger? crh
Dass der Abzocker dann eher mit dem Smartphone davonspaziert und es als Pfand einbehält, denkt er sich allerdings vorher nicht.
Lassen Sie mich raten: Ihre Mutter heißt mit Vornamen Theresa? crh
Ist es nicht schön in einem Land zu leben, in dem Strafverteidiger in einer Nacht am Wochenende wegen Winzigkeiten angerufen werden? Da würde mir schlimmeres einfallen.
Für den Strafverteidiger ist es natürlich nicht so toll… Das Wecken ist doof und ein richtiges Mandat kommt dabei auch nicht rüber.
Wie ich gerade feststellen musste, hat jemand den halben Mond geklaut!
Dieser Frevel darf nicht ungestraft bleiben!
Herr Hoenig, bitte erstatten Sie daher für mich STrafanzeige bei der Polizei wegen diesem frechen Diebstahl. Ich trete dem Strafverfahren auch gleich als Nebenklägerin bei. Bitte erstatten Soe die Strafanzeige unbedingt noch heute Nacht, damit die Polizei noch die Spuren am Tatort sichern kann. Ich fürchte tagsüber könnte sich das etwas schwierig gestalten. Danke.
Aber aber Herr Hoenig,
selbstverständlich habe ich in meinen Telefonkontakten 3 Schlüsseldienste, die mich auch Nachts nicht abzocken und ihr Geld wert sind. Die Bauen mir dann bei einer zugezogene Tür nicht sofort ein neues Schloss für 350 Euro ein, welches einen Materialwert von 20 Euro hat und nicht notwendig ist. Schlüsseldienstwerklohn“abzocke“ ist ein reales Problem, das können Sie auch Ihre charmante Art auch nicht wegreden.
Selbstverständlich weiß ich auch, wie die üblichen Stundensätze eines guten Rechtsanwalts lauten… Aber mal ganz ehrlich. Wer erstens seinen Schlüssel verliert, dann den ersten Google- oder Telefonbuchschlüsseldienst aaaaaSchlüsseldienst-günstig.de auswählt und sich dann über die 600 Euro Rechnung wundert, der ist auch so dreist bzw. naiv und ruft Strafverteidiger mitten in der Nacht an. Und das im Zweifel noch in einer Erwartungshaltung, die der „Ich habe da nur mal eine kurze Frage, das kostet doch nichts oder?“ Anbahnungsmandantzen entspricht. Auf die Darstellung dieses von mir vermuteten Gedankengangs des Anrufers zielte mein Beitrag ab, nicht jedoch irgendeine Erwartungshaltung einer kostenlosen Dienst- oder Werkleistung
Das ist ja fast so gut wie der „Kinderwagen-Kriminalfall“. Es geht aber auch wirklich äusserst dramatische Fälle in Berlin, die natürlich sofortiges Eingreifen erforderlich machen. Ich hoffe, Sie haben den Mandanten darauf hingewiesen, doch besser lieber gleich auch die GSG9 anzufordern … man kann nie wissen …
:)
Sie sind von Samstag auf Sonntag um 00:26 Uhr nicht auf und halten Dienst? Bei einer Tanke erreiche ich doch um diese Uhrzeit auch jederzeit jemanden. ;-)
Das erinnert mich als Apotheker an den Berliner Bürger, der mich nachts um 3 Uhr in der Bereitschaft rausgeklingelt und sich beschwert hat, dass ich für das Anziehen meiner Klamotten noch eine Minute benötigt habe. Nachdem ich ihm erklärt habe, dass ich gerade geschlafen hätte, wurde ich als Penner bezeichnet. Er könne ja auch nicht während seiner Arbeit schlafen.
Nachdem er sich dann hartnäckig geweigert hat, die Notdienstgebühr von 2,50 Euro zu zahlen (weil angeblich: Wucher) und mich noch mit ein paar Kraftausdrücken tituliert hatte, gab es halt dann kein Ibuprofen gegen seine Zahnschmerzen. Von der anschließend angedrohten Klage wegen unterlassener Hilfeleistung habe ich nie mehr gehört. :-)