Wie alles begann und wo soll es enden

Mark Twain, Winston Churchill und Kurt Tucholsky sollen – entweder gemeinsam. Oder nacheinander. Oder auch nur einer oder zwei der drei – geschrieben haben:

Prognosen sind äußerst schwierig, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen.

Ich habe hier jetzt einen Fall, in dem die Prognose scheinbar einfach war. Vielleicht so, wie es vorhersehbar hell wird, wenn man einen Lichtschalter betätigt?

Dieses hier ist die Basis des Blicks in die Zukunft:

Auf dieser Grundlage prognostizierte die Polizei:

Zur Zeit ist der junge Mann Untersuchungshäftling der Jugendstrafanstalt. Seine Verteidiger prognostizieren – sehr optimistisch – eine Jugendstrafe mit einer 3 vor dem Komma.

Bevor man sich zu einer weiteren Prognose – was folgt nach der Jugendstrafe? – entscheidet, muß man sich die Fragen stellen:

  • Was ist da schief gelaufen?
  • Hatte der Junge jemals eine Chance auf eine andere Entwicklung?
  • Hat der junge Mann zumindest jetzt noch eine Chance auf eine Zukunft?

Und:
Ist auf dieser Vorgeschichte eine Prognose der Art „Das wächst sich aus, alles wird gut!“ noch zulässig? Oder schließt man den Mann für immer hinter Gitter, gestützt auf das Argument: „Es ist doch vorhersehbar, was danach kommt!“?

Dieser Beitrag wurde unter Mandanten, Strafverteidiger veröffentlicht.

26 Antworten auf Wie alles begann und wo soll es enden

  1. 1
    Matthias says:

    Ironie an

    So oft wie in den Berliner JVA’en im Moment „Tag der offenen Tür“ ist, wird wegsperren wieder relativ.

    Ironie aus

    Davon abgesehen, frage ich mich eigentlich: Was machen die in „Jugendhilfeeinrichtungen“, wenn es alles nichts hilft? Habe Gott sei Dank bisher keine eigenen Erfahrungen mit Strafvollzug, aber Besserung, Erziehung und Resozialisierung vermag ich auszuschließen.

  2. 2
    Jan says:

    Was hat denn der junge Mann die letzten 6 Jahre so gemacht? Infos würden mir die Prognose und eine Empfehlung erleichtern…

  3. 3
    Börni says:

    „aber Besserung, Erziehung und Resozialisierung vermag ich auszuschließen“

    Dem schließe ich mich an.

  4. 4
    WPR_bei_WBS says:

    Mal unabhängig vom eigentlichen Thema:
    Wer bringt denn bitteschön bei einem Zwölfjährigem eine Beleidigung zur Anzeige? Da reicht ja nicht mal die goldene Memme als Auszeichnung.

  5. 5
    WPR_bei_WBS says:

    Man soll die Hoffnung ja nicht aufgeben. Und mit seinen knapp 21 kann er wohl froh sein, noch im Jugendstrafrecht gelandet zu sein. Ansonsten halte ich es damit: Einsperren zur „Behandlung“ / Resozialisierung. Wie gesagt, die Hoffnung stirbt zuletzt. Ansonsten steht womöglich irgendwann mal eine Sicherheitsverwahrung an.

  6. 6
    meine5cent says:

    Resozialisierung impliziert ja, dass man mal sozialisiert war. Und Erziehung, die das Jugendstrafrecht zum Ziel hat, setzt Erziehbarkeit voraus.
    Was war denn zwischen 2011 und 2017/2018 ?

    Wunder gibt es immer wieder, aber hier sieht es so aus, als müsste da in der JVA schon einiges passieren, damit der Weg nach der Entlassung nicht direkt wieder zurück in den Knast führt.

  7. 7
    HugoHabicht says:

    @4 WPR_bei_WBS
    Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Beleidigung seinerzeit nur die „Kirsche“ auf der Torte war. Der Polizeibeamte gibt dann z.B. Beleidigung, Körperverletzung und Nötigung in seinen Polizeicomputer ein und die Staatsanwaltschaft stellt dann aber ein „in dem Verfahren wegen Beleidigung pp.“. Und so steht es dann in der Datei. Und aus diesem „Beleidigung pp.“ wird dann so eine Notiz. Ordentlich ausermittelt wird bei u14 ja höchstens, wenn noch ein Älterer beteiligt ist.

    @CRH
    Wenn man die Gesellschaft die nächsten 10 bis 15 Jahre vor dem Intensivtäter schützen würde, gäbe es rein Entwicklungsbiologisch die Chance, dass er nochmal zur Ruhe kommt. Mit Anfang 30 kommt der Hormonspiegel langsam zur Ruhe. Klappt natürlich nicht bei jedem, aber die Chance ist immerhin da.

  8. 8
    LaGirod says:

    Wenn der Strafprozess in Sicherungsverwahrung endet, kann zumindest im Bundesland Niedersachsen keine regelmäßige Therapie gewährleistet werden. Außerdem schieben sich der rechtliche Betreuer und der Leiter der Forensik gegenseitig den schwarzen Peter zu, wer dem jungen Mann denn sagt, dass der Aufenthalt wegen ungünstiger Prognosen noch sehr, sehr lange dauern kann.

  9. 9
    Der wahre T1000 says:

    Der Lümmel hätte als Kind/Jugendlicher von seinen Etern ordentlich einen auf den Arsch bekommen sollen. Das hätte vermutlich geholfen. Nun ist es zu spät. Daß er als nicht starfmündiger grinsend die Justiz mit einem Stinkefinger bedenken durfte, tat sein übriges.

    Man wird diesem Menschen nicht mehr helfen können. Resozialisierung ist faktisch ausgeschlossen, schon gar nicht im Knast. Außerdem gibt es faktisch keine Resozialiseurng, hatte ich an anderer Stelle schon ausgeführt.

    Was hilft? Man muß ihm eine Motivation geben, etwas an dem er Spaß hat. Etwas, was sein Leben ausfüllt und ihm ein gutes Auskommen ermöglicht. Wie man das machen soll, kann ich auch nicht sagen. Das muß jemand ermöglichen, der ihn kennt. Gelingt dies jedoch nicht, dann kann man ihm nicht helfen. Man muß dann andere vor seinen Straftaten schützen. Also wegsperren, möglichst lange.

    Für bessere Vorschläge sind wir wohl alle dankbar.

  10. 10
    ausbilden says:

    Ordentlich was auf den Hintern ist genau das, was den Eltern eines so geschädigten Kindes obendrein noch einfällt. Dabei gehört das Verhalten der Eltern regelmäßig zum Krankheitsbild. Dazu gehört auch, dass diese Menschen nicht fähig sind, durch eigene Fehler zu lernen.

  11. 11
    Stefan says:

    Was man tun sollte?

    1. An die Opfer dieser vielen Straftaten denken und
    2. den Täter zu einer langjährigen Freiheitsstrafe verurteilen.

    • Genau das empfehlen diejenigen, die nicht wissen, welche Konsequenzen solche unüberlegten und undifferenzierten Schnellschüsse haben werden, und sich imstande sind, weiter als von der Wand bis zur Tapete zu denken.
       
      Den (zukünftigen) Opfern ist mit solchen Schnellschüssen genauso wenig gedient (in den meisten Fällen wollen die ehemaligen Opfer sowas selbst nicht), wie dem Rechtsstaat, der sich an den Errungenschaften einer Zivilisation orientiert. crh
  12. 12
    Flamebeard says:

    Das, was diesem jungen Mann (und anderen, die ein ähnliches Entwicklungsprofil haben) helfen könnte, wird es wohl auf Sicht nicht geben: Sicherheitsverwahrung mit offenem Vollzug unter Auflagen (technisch oder anderweitig), gepaart mit einem Betreuungsschlüssel, den unsere Gesellschaft momentan noch nicht mal bei der Alten- und Krankenpflege vernünftig auf die Kette bekommt.

    Hinzu kämen wohl als Folgemaßnahme Förderprojekte sowie steuerliche Anreize für kleine und mittelständische Unternehmen, damit diese Chancen für solche Personen schaffen.

    Aber wie gesagt: Wird es auf Sicht nicht geben. Aus verschiedenen Gründen:

    1) Wird „die Gesellschaft“ es nicht unterstützen, dass Straftäter mehr Betreuung bekommen als Alte/Kranke/Kinder

    2) Wir „die Gesellschaft“ es nicht unterstützen, dass für Straftäter mehr Geld ausgegeben wird als für’s Wegsperren notwendig wäre.

    3) Werden die verschiedenen Lobbyisten, die mit dem Geschäft „Gefängnis“ betraut sind (Verpflegung, Reinigung, Sicherheit, aber auch Bau, Wartung sowie kommerzielle Verwertung der Arbeitskraft), frühzeitig Einfluss nehmen, das es eine solche Entwicklung nicht gibt.

  13. 13
    Andreas says:

    Dann wollen wir mal:

    „Was ist da schief gelaufen?“

    Ein Elfjähriger, der sicher kein Heiliger war, bislang aber eher durch kleinere Delikte aufgefallen ist, wurde in einer Jugendhilfeeinrichtung untergebracht. Dort hat er zwei Dinge gelernt: Autofahrer sind cooler als Fußgänger und Handtaschenraub bringt mehr als Ladendiebstahl.

    Außerdem hat ihn diese Einrichtung im Rahmen ihrer Möglichkeiten resozialisiert: Sie hat ihn wortwörtlich wieder in die Gesellschaft eingefügt. Leider war die einzige in dieser Einrichtung verfügbare Gesellschaft genau die, die ihn auf die Ideen mit Autos und Handtaschen gebracht hat.

    „Hatte der Junge jemals eine Chance auf eine andere Entwicklung?“

    Offensichtlich. Man kann nur spekulieren, ob es eine bessere Entwicklung gewesen wäre, aber bereits der Verzicht auf diese Jugendhilfeeinrichtung hätte eine andere Entwicklung praktisch garantiert.

    „Hat der junge Mann zumindest jetzt noch eine Chance auf eine Zukunft?“

    Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.

    Ob Einstein das nun wirklich gesagt hat oder nicht, spielt keine Rolle, denn die Aussage stimmt so oder so: Man macht jetzt noch einmal das Gleiche wie damals, nur heißt die Einrichtung anders.

    Wer sich an Prognosen über die Zukunft dieses jungen Mannes traut, soll sich doch mal bitte daran versuchen: Gibt es einen vernünftigen Grund anzunehmen, dass der Junge ohne staatlichen Eingriff jemals über das Stadium „Ladendiebstahl und Schlägerei“ hinausgekommen wäre?

    Hätte man darauf hoffen wollen, dass sich hier etwas „auswächst“, dann hätte man das damals versuchen sollen.

  14. 14
    Der wahre T1000 says:

    @Andreas 13: man kann natürlich viel darüber lamentieren, was falsch gelaufen ist. „Hätte hätte Fahrradkette.“

    Jetzt ist die Situation so, dass er ein Serienstraftäter ist, mit einer auch nach Jugendrecht recht ordentlichen Hafterwartung. Der muß sich schon ganz gut gesteigert haben, sonst wäre keine optimistische 3 vor dem Komma zu erwarten.

    So, und nun kommen Sie mit sinngemöß „wenn man ihn einsperrt wird es doch nur schlimmer“.

    Ich sage: wenn man ihn nicht einsperrt, dann macht er gerade so weiter. Der wird durchs Einsperren nicht mehr schlimmer, das ist längst gelaufen.

    Es ist nicht akzeptabel, dass man ihn laufen lässt und eine Vielzahl von (weiteren) Opfern das dann vorhersehbar erdulden sollen. Es geht hier nicht mehr um Besserung des Straftäters oder die Vermeidung einer ansteigenden Kriminalisierung, sondern um den Schutz der Bürger vor jemandem, der offenkundig gar keinen moralischen Kompass hat.

    Es ist doch nicht so, dass man jeden wegsperren muß, der mal einen Fehler gemacht auch. Auch heftige Sachen können einmalig sein. Aber wenn jemand auf die Ordnung unserer Gesellschaft über viele Jahre einen großen Haufen sch…, dann er muß er sich nicht wundern, wenn die Gesellschaft diesen Haufen angemessen entsorgt.

    Solange also niemand eine konkrete Idee hat, wie man den jungen Mann zu einem besseren Leben motiviert, ihm also einen befriedigenden Lebensinhalt gibt bzw. finden lässt, bleibt nur wegsperren. Und zwar möglichst sehr lange. Zum Schutz Dritter.

  15. 15
    Obermeister Helmut says:

    Schade drum. Aber die Gesellschaft muss vor dem geschützt werden. Also endlich mal einsperren. Unfassbar, dass der ist soviel verbrechen durfte, bis endlich mal durchgegriffen wird.

  16. 16
    Obermeister Helmut says:

    „Mal unabhängig vom eigentlichen Thema:
    Wer bringt denn bitteschön bei einem Zwölfjährigem eine Beleidigung zur Anzeige? Da reicht ja nicht mal die goldene Memme als Auszeichnung.“

    Genau solche Leute wie Sie sind das Problem. Der Jugend jahrelang alles durchgehen lassen, bis Sie am Ende ein Messer in der Hand halten, weil eben nicht konsequent bei Regelverstößen eingeschritten wird.

    Solche Leute wie Sie sind dafür mitverantwortlich, dass wir so völlig verwahrloste Zustände haben.

  17. 17
    Leo says:

    Wer das Böse nicht bestraft der befiehlt das es geschehen möge.

    angeblich von Leonardo da Vinci

  18. 18
    Marc says:

    #10 @Der wahre T1000
    „Der Lümmel hätte als Kind/Jugendlicher von seinen Etern ordentlich einen auf den Arsch bekommen sollen. Das hätte vermutlich geholfen.“

    Wie kann man im Jahr 2018 eigentlich immer noch von der Idee überzeugt sein, das ein nicht gewaltfreie Erziehung eine gute Idee ist? Ihnen ist wohl damals einmal zu oft etwas auf den Hinterkopf gegeben worden, oder?

    Auch wenn es für einige schwer zu verstehen ist, aber der Grundtenor von Herrn Hoenig ist der einzig sinnvolle Weg: Weniger Vollzug, mehr Therapie, Begleitung und Unterstützung, aber richtig! Die Studien zum Thema Rückfälligkeit sind da leider recht eindeutig, denn wie von anderen schon angemerkt, lernen viele im Vollzug nur, wie man sich beim nächsten Mal geschickter anstellt, oder welche „lukrativen“ Einnahmemöglickeiten es sonst noch gibt.
    Der Tenor der meisten Kommentatoren zeigt jedoch – leider – das hier noch ein weiter Weg vor unserer Gesellschaft liegt.

  19. 19
    Ellen says:

    Ich bin Richterin und habe es mit männlichen Strafgefangenen zu tun. Mir fällt immer wieder eines auf: Dass ich die Biographie der jungen Leute beinah blind schreiben könnte: Trennung der Eltern, Gewalt durch den Stiefvater oder der leiblichen Eltern, Alkohol und/oder Drogen im Elternhaus, die Eltern erziehungsunfähig und gleichgültig.

    Und ja – tatsächlich wächst es sich bei einigen doch aus. Wenn sie die richtige Frau kennenlernen und Vater werden.

    Leider weiß man vorher nicht, bei wem dass der Fall sein wird.

    • Ihren Textbaustein hätten Sie auch auf diesen Fall anwenden können. Nur nicht mit einem „oder“, sondern mit einem „und“.
       
      Zu der „richtigen Frau“ und dem „Vater werden“ könnte ich auch noch was schreiben, wenn ich dürfte. (Hat hier nicht funktioniert, im Gegenteil.) crh
  20. 20
    Der wahre T1000 says:

    @Ellen 19: Das mit der Wahrnehmung ist ähnlich wie mit Statistiken. Man kann leicht einem Trugschluss unterliegen.

    Laut Statistik sind Kinder kränker, die in einem Haushalt mit Kaminofen leben. Das impiziert solche Öfen würden negativ auf die Gesundheit einwirken. Allerdings könnte es durchaus auch so sein, dass manche Kinder in schlechteren Verhltnissen leben und schlechter ernährt/gepflegt werden, sie also deswegen kränker sind – und es in so einem Umfeld öfter Kaminöfen gibt.

    Ich behaupte einfach mal, dass die Kundschaft, mit der sie es zu tun haben, alles vortragen wird, was zu einer geringeren Strafe führen kann. Da wird aus allen Rohren über die schlechte Kindheit (Verwahrlosung, schlechte Eltern) gejammert, wie über den Drogenkonsum, in den man unverschuldet reingeraten sein will. Das alles macht einen viel unschuldiger bzw. soll Mitleid erregen.

    Ich behaupte ja nicht, dass das überwiegend unwahr ist. Ich behaupte nur, dass es viele Menschen mit schlechter Kindheit gibt, die nicht kriminell werden.

    Kurz: Ihre Sicht auf die Biographie ist nicht allein von der Wirklichkeit geprägt, sondern mindestens genauso von den manipulativ vortragenden Tätern/Anwälten, die alle möglichen Ausflüchte vorbringen, um die Schuld kleiner erscheinen zu lassen. Dabei wird dann sicher gern auch mal etwas übertrieben, wenn es der Sache nützlich ist.

    Wie hat schon mal ein Richter in Straßenverkehrssachen geschrieben: „Mir ist noch nie ein Kläger oder Beklagter begegnet, der seine Schuld eingeräumt hätte“.

  21. 21
    disel says:

    Also… der Knabe.. Jugendliche… junge Mann holt sich, was er will. Oder zu wollen meint. Mit den Mitteln, die er kennt und die erfolgreich sind. Erwischt werden ist halt der Preis, den man bezahlen muss. Ermahungen, Vorhaltungen, betreutes Wohnen.

    Da ist wohl niemand da (gewesen), der ihm geben kann / konnte was er braucht. Und der ihm gezeigt hätte wie „man(n) das richtig macht“. Zu anderen Preisen – Lernen, Disziplin, Selbstkontrolle.

    Blöd gelaufen für den jungen Mann. Blöd gelaufen für uns alle, weil wir das Erziehungs- und Sozialisationsversagen halt jetzt bezahlen müssen. So eine Unterbringung, Jugendknast, Gefängnis kostet ja auch.

    Aber – kann ja nicht jeder lernen, wie man bei der Steuer bescheisst, unerfahrenen Kunden kaputte Gebrauchtwagen zu überhöhten Preisen andreht, Kleinsparern sinnfreie Anlagen aufschwätzt,…. .
    Ach, wenn doch nur alle so kriminell wären wie die Guten und Braven, die gerne anderen den Hintern versohlen.

  22. 22
    Ellen says:

    @der wahre T1000:
    Mein Wahrnehmung beruht nicht auf den Schilderungen der Verurteilten, sondern auf den Feststellungen in den rechtskräftigen Urteilen, den psychiatrischen Gutachten, den Stellungnahmen der Justiz-und Maßregelvollzugsanstalten. Natürlich beruhen auch diese Feststellungen zu einem Teil auf den Angaben der Probanden. Ich bin überzeugt davon, dass ein Großteil dieser biographischen Angaben stimmen – mit fehlender Schuldeinsicht hat dies nichts zu tun.

    Auch wenn das vielleicht etwas off topic ist, empfehle ich jedem die Berichte des Stern TV über die Familie Ritter.

    Gewalterfahrungen und Alkoholmissbrauch in der Herkunftsfamilie, Trennung der Eltern vor dem 16. Lebensjahr uvm. zählen in allen psychiatrischen Prognosegutachten zu den statischen Risikofaktoren. Natürlich wird nicht jedes Scheidunggskind kriminell, aber ich bin der festen Überzeugung, dass ein stabiles, gewaltfreies Elternhaus, eine Schul- und Berufsausbildung wichtige Faktoren für ein straffreies Leben sind.

  23. 23
    matthiasausk says:

    @T1000: Mit Statistik kennen Sie sich also auch nicht aus …
    Nur weil zwei Zahlenreihen einen ähnlichen Verlauf haben, heißt das noch lange nicht, daß es einen Zusammenhang gibt.

    Es gibt erstaunliche Übereinstimmungen (die auch in fast jedem Statistik-Lehrbuch als Beispiel enthalten sind) zwischen der Storchenpopulation und der Geburtenzahl. Was das „impiziert“, wissen Sie dann.

  24. 24
    Der wahre T1000 says:

    @matthiasausk 23: mit Statistik kenne ich mich recht gut aus. Ich habe (vor langer Zeit) Physik/Mathematik studiert und war später auch für Versicherungen tätig. Mein Beispiel sollte nur veranschaulichen, das bei Statistik gerade nicht der erste Eindruck richtig sein muß. Und Sie haben mit den völlig zusammenhanglosen Übereinstimmungen natürlich vollkommen Recht.

    Zu Ihrer Freude will ich dann noch zwei Beispiele anführen, warum Statistik Schrott ist:

    – Über 90% aller Heroinsüchtigen haben vor dem Heroin Kontakt zu Gras/Hanf/Marijuana/Hasch gehabt. Diese zutreffende Behautung impliziert, dass Kiffen zur Heroinsucht führt, also THC eine Einstiegsdroge ist. Bei genauem Blick gibt es in Deutschland über 4 Millionen Kiffern und nur etwa 50.000 Heroinsüchtige (also eine Relation von fast 1:100). Nur die wenigsten Kiffer greifen irgendwann zu Heroin. Und um die Sache richtig absurd zu machen darf ich darauf verweisen, dass praktisch 100% aller Heroinsüctigen vorher Brot gegessen haben dürften.

    – Die Lebenserwartung eines normalen Deutschen Mannes beträgt etwa 75 Jahre. In diesem Wert finden sich allerdings viele Dinge wieder, wie z.B. Kindersterblichkeit, jugendliche (sterbende) Autofahranfänger und soziale Schichten vom Bauarbeiter bis zum Akademiker. Männer, die eine Lebensversicherung bzw. private Rentenversicherung haben, leben tatsächlich etwa 85 Jahre. Bei dieser Bevölkerungsgruppe sind einige verkürzende Umstände schon weggefallen und außerdem ist das eine andere soziale Schicht mit mehr Geld und einem besseren Blick auf die eigene Gesundheit. Ein Lehrer schließt nunmal öfter so eine Versicherung ab als ein arbeitsloser Alkoholiker. Statistisch gesehen haben Inhaber einer solchen versicherungspolice also tatsächlich 10 Jahre mehr Lebenserwartung als der durchschnittliche Mann. SO, und nun sage ich Ihnen: wenn Sie 10 Jahre mehr Lebenerwartung haben wollen, dann schließen Sie doch einfach eine Versicherungspolice ab!

    Absurd? Ja. Statistik ist oft völlig sinnfrei und doch für einen Versicherungskonzern recht nützlich.

  25. 25
    Engywuck says:

    @Marc (#18): „lernen viele im Vollzug nur, wie man sich beim nächsten Mal geschickter anstellt“
    Das ließe sich durch konsequente Einzelhaft vermeiden.
    Dass das aus anderen Gründen kein sinnvoller Vorschlag ist, ist mir auch klar. Genausowenig wie „Todesstrafe ab Ladendiebstahl“.
    Könnte man in Gefängnissen „gemischte“ Gruppen zusammenstellen, also z.B. (Extrembeispiel) Mörder und Steuerhinterzieher zusammen, damit nicht der eine Steuerhinterzieher vom anderen lernen kann?

  26. 26
    Ralph S. says:

    @Engywuck, #25
    Ich verstehe ja den Frust auf Sozialschmarotzer (a.k.a. Steuerhinterzieher), aber Diese mit Mördern zusammenzupferchen kennt mMn eher nur (einen) Verlierer. Im Knast gilt schon noch das Faustrecht, wie ich aus ein wenig Beugehaft bestätigen kann.