Bayern: Arbeiten mit Profis

Ich möchte hier noch einmal dem Eindruck entgegen treten, ich hätte etwas gegen *die* Bayern.

Na gut, wenn es um das Strafmaß geht, besonders im Zusammenhang mit dem Fund 0,5 Gramm Cannabiskraut, halte ich an meinen berechtigten (jawoll!!) Vorurteilen fest.

Im strafverteidigenden Umgang mit den und bei der Organisation durch die Justizbehörden liegt Bayern jedoch ganz weit vorn.

Das mache ich aus aktuellem Anlaß noch einmal an einem Beispiel fest.

Stage 1: Frankfurt

Ich hatte mehrere Termine vor dem Landgericht Frankfurt am Main und hatte das Gericht um die Hereingabe eines Vorschusses auf meine Reisekosten (immerhin ein vierstelliger Betrag).

Das Gesetz ist insoweit eindeutig, den Frankfurtern ist das RVG aber augenscheinlich Wurscht.

Wie sich meine Vorschussbitte entwickelt und zu welchen Amputationen das in Frankfurt am Main geführt hat, kann man hier nachlesen. Die weitere hessische Entwicklung war dann noch Anlass für einen weiteren Bericht.

Am Ende jenes hessischen Vorschuss-Verfahrens stand ein gegen mich geführtes Ermittlungsverfahren wegen eines Ehrkränkungsdelikts, das von den professionellen (!) Ermittlern in Berlin auch gleich wieder eingestellt wurde.

Stage 2: München

Nun habe ich ein Verfahren vor dem Landgericht München. Auch hier habe ich um die Hereingabe eines Vorschusses auf die Reisekosten gebeten. Das war am vergangenen Montag. Und Zack: Vier Tage später – am Freitag – war der Vorschuss auf meinem Konto.

Man kann von *den* Bayern halten, was man will. Aber organisieren können sie …

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Dieser Beitrag wurde unter Justiz, Kafka - Der Process, Kosten veröffentlicht.

8 Antworten auf Bayern: Arbeiten mit Profis

  1. 1
    thus says:

    Naja, wegen genau sowas gelten die Bayern ja als so hart :-) Woanders kann man schon mal was verzögern, verschleppen, unter den Teppich kehren, was organisieren, etc. Das geht halt bei einem organisierten Laden nicht so gut.

  2. 2
    WPR_bei_WBS says:

    Naja, „hart“… dafür geben die Bayern gern mal Bewährung nach der Hälfte der Strafe :-)

  3. 3
    Brgn says:

    Eine Auflösung des Frankfurter Falls würde mich schon interessieren…

  4. 4
    Schnorchel says:

    »Am Ende jenes hessischen Vorschuss-Verfahrens stand ein gegen mich geführtes Ermittlungsverfahren wegen eines Ehrkränkungsdelikts, […]«

    Dazu müssen Sie unbedingt etwas schreiben! :) Wurde der Vorschuss letztlich dann doch ausgereicht?

    • Hömma! Wozu schreibe ich mir hier eigentlich die Finger wund, wenn das kein Mensch liest?! Das kann nicht ungesühnt bleiben: Diesen Blogbeitrag dreimal handschriftlich (leserlich!) abschreiben und die Skizzen dabei jeweils abzeichnen! Bis Sonntagabend, 18 Uhr, hier eingehend. crh
  5. 5
    Schnorchel says:

    @crh: Oh, da muss ich mich wohl tatsächlich verschnorchelt haben!

  6. 6
    qwfqefqef says:

    Ist ja auch das finanziell am besten ausgestattete Bundesland; damit gibt man doch gerne an. ;)

    >Am Ende jenes hessischen Vorschuss-Verfahrens stand ein gegen mich geführtes Ermittlungsverfahren wegen eines Ehrkränkungsdelikts

    Herrlich, die Geschichte. Ich hoffe, Sie bleiben uns noch lange als Krawallblogger erhalten, aus allen in Betracht kommenden Gründen.

  7. 7
    Rosinentheorie says:

    Beim Kostenvorschuss wird die Effizienz Bayerns gelobt, bei der Strafverfolgung seiner Mandanten geächtet. Wie passt das zusammen? Nur noch Mandate aus der Berliner Nachbarschaft, die in Bayern strafverfolgt werden? ;-)

    • Differenzierende Betrachtung ist etwas, das vielen Menschen nicht gegönnt ist. Die hauen einfach pauschal irgendwo drauf. crh
  8. 8
    meine5cent says:

    @WPB bei WBS:
    Stimmt, nämlich häufiger als andere Bundesländer, siehe die Statistiken bei destatis und die Diskussion im beck-blog „Promi-Bonus für Uli Hoeneß?“, in der Prof. Müller erläutert, dass und warum die Halbstrafe für den steuerhinterziehenden Poltergeist wohl eher nicht auf einen solchen Bonus zurückzuführen ist, da Bayern mehr Halbstrafenentlassungen gewährt als die Justiz anderer Bundesländer…