Ermittlungshelfer im Fall „Rebecca“

Ich hatte ein oder zwei Tweets zum Fall „Rebecca“ abgesetzt. Das reicht dem einen oder anderen Bürger aus, mich als beteiligten Rechtsanwalt zu identifizieren.

Nun bekommen ich eMails, in denen Unterstützung der Ermittlungsbehörden geliefert wird. So etwas zum Beispiel:

Ich finde die Recherche und die Agenda in den einschlägigen Zeitungen nicht schlüssig und es bleiben Fragen unbeantwortet.

In früheren Ausgaben stand das sich das Handy von Rebecca mindestens 1 mal zwischen 6 und 8 Uhr im Router eingeloggt hat

Heute steht im Bericht das das Handy zwischen 6 und 8 Uhr eingeloggt war obwohl ein Anruf um 7:15 erfolgte und das Handy aus war … wie passt das zusammen ?

Es gibt Handys z.B. von Huawei ( Samsung Handys sicher nicht, bei gekräckten Versionen weiß ich es nicht genau, ) die schalten sich automatisch ein ( auch wenn sie ganz aus sind !!!) , wenn ein Wecker aktiviert wurde !

Wenn also ein Wecker eingestellt war, würde das vielleicht erklären warum sich das Handy einmal im Router eingeloggt hat.

Das könnte dann auch bedeuten das Rebecca schon vor 5:45 nicht mehr im Haus war !

Wo ist das Handy jetzt ? fehlt jede Spur ?

Nein, ich bin in dem Fall „Rebecca“ nicht engagiert, sondern auch nur ein Beobachter. Aber ich kenne solche eMails aus anderen „spektakulären“ Verfahren, anlässlich derer die Bevölkerung Mithilfe leisten will.

Und ich stelle mir die Frage, welche Vorstellungen manche Leser und Zuschauer von der Arbeit der Ermittlungsbehörden haben, dass man sich veranlasst sieht, Ermittlungshilfe leisten zu müssen?

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Bild (CC0): www_slon_pics / via Pixabay

Dieser Beitrag wurde unter Medien, Strafrecht veröffentlicht.

13 Antworten auf Ermittlungshelfer im Fall „Rebecca“

  1. 1
    Mirko Laudon says:

    Auf Allmystery diskutieren Hobby-Aufklärer inzwischen auf mehr als 2.500 Seiten (!) solche und ähnliche Fragen. Da wollte man dich wohl als sachverständigen Zeugen einbeziehen.

    Falls Interesse besteht:
    https://www.allmystery.de/themen/km136934

  2. 2
    Neuling says:

    Bei manchen Ermittlungen erhält man schon den Eindruck, dass sich die Behörden auf einen Verdächtigen festgelegt haben und für alles, was dagegen spräche, die Scheuklappen aufsetzen.

    Ob allerdings solche Hobbdetektive mit ihren Informationsdefiziten da ein Korrektiv sein können, halte ich aber für mehr als fraglich.

  3. 3
    Roland B says:

    Die Leute werden sich halt an den vielen Lehr- und Ausbildungsfilmen im Fernsehen orientieren, wo die englische oder amerikanische Polizei die meisten Fälle ja auch nur durch tatkräftige Hilfe von Laien lösen kann: Sherlock Holmes in allen Varianten, Castle usw.

  4. 4
    Non Nomen says:

    Jedenfalls halte ich diese Form der Anteilnahme für besser als das bloße Weggucken nach dem Motto „streicht mir gekühlt am Gesäße entlang.“

  5. 5
    Viktor Stahl says:

    @4 Nein, wer nichts hilfreiches beizutragen hat, soll die Leute, die dafür ausgebildet wurden, ihre Arbeit machen lassen. Das bedeutet nicht, dass „es einem egal ist, ob eine 15 Jährige brutal ermordet wurde“.

    Diese ganzen Nicht-Hinweise „ich habe mal gehört, dass es möglich ist, ein Handy danach zu orten, ob es in einer Funkzelle eingeloggt war. Ist Ihnen dies bekannt, wenn ja, wie war das Ergebnis“ und „Eltern, die gerade ihre Tochter verloren haben, geben keine Interviews in der B.Z.. Sie sollten die Schwester mal Intensiv verhören, die weiß mehr“ haben doch nichts mit persönlicher Betroffenheit zu tun sondern sind nur Nebentätigkeit der 82 Millionen Bundestrainer.

    Ich will nicht wissen, wieviele der „über 3000 Hinweise“ Müll dieser Qualität waren und die Ermittlungen nur erschwert haben.

  6. 6
    BV says:

    Halt die Vorstellung, die den Leuten durch (mehr oder wenige) Zeitungsartikel vermittelt wird. Es gibt offenbar viele, die meinen, dass die Berichterstattung insofern vollständig ist.

    Das sind auch die Leute, die Anhand einer kurzen Meldung genau die Qualität und die Richtigkeit bzw. Fehlerhaftigkeit eines Urteils beurteilen können, das sie nie gelesen haben und das auf Grundlage von Ermittlungsakten, die sie nicht kennen und einer Hauptverhandlung, an der sie nicht teilgenommen haben, gefällt wurde.

  7. 7
    Nazzzgul says:

    Naja, das es Ermittlungsfehler gibt und mögliche Spuren nicht verfolgt werden kommt halt nunmal vor, insbesondere wenn sie den Verdächtigen entlasten würden, aber auch in die andere Richtung.

    Am Besten im Gedächtnis geblieben ist mir ein älterer Fall bei dem der Richter dann das Verfahren eingestellt hat weil die Festplatten „offensichtlich nicht formatiert waren und sich deshalb keine Daten darauf befinden können.“
    Der Angeklagte benutzte Linux, und die Windows Rechner der Polizei konnten damit nicht viel anfangen…

  8. 8
    Mischaaaa says:

    in einer tv-sendung äußerte man sich einmal, dass etwa 98 prozent der anrufe bei „aktenzeichen xy ungelöst“ solche gutgemeinte ermittlungshilfe wie „haben sie schon mal die tochter vernommen?!“ oder „nach der mordwaffe muss man auch hier und dort suchen!“ beinhaltet.

    der reflex die professionelle arbeit z.b. einer moko zu unter- und seine eigenen „ermittlungsfähigkeiten“ aus der ferne zu überschätzen ist wahnsinnig verbreitet und kenn doch jeder aus dem bekanntenkreis.

  9. 9
    JLloyd says:

    „Und ich stelle mir die Frage, welche Vorstellungen manche Leser und Zuschauer von der Arbeit der Ermittlungsbehörden haben, dass man sich veranlasst sieht, Ermittlungshilfe leisten zu müssen?“ Im vorliegenden Fall durchaus eine Realistische.

  10. 10
    Carla says:

    Also der Freund meiner Bekannten ist ISO-9001-zertifizierter Wünschelrutengänger, zweifach promovierter Kartenleger und Diplom-Edelsteintherapeut. Zum Sonderpreis von 8999,99 EUR/Stunde macht er sich für jede Behörde professionell auf die Suche nach Vermissten! Die Umsatzsteuer wird ausgewiesen.

  11. 11
    hugo says:

    danke @ Mirko Laudon, schon jetzt der link des jahres

  12. 12
    Non Nomen says:

    @ #5
    Ob der Beitrag hilfreich war, entscheidet sich nach >/b> der Sichtung und der Bearbeitung und zwar durch die, die es gelernt haben (sollten). Pauschalurteile wie „doofer Bürger, weiß eh nix“ bringen keine Ermittlung weiter.

  13. 13
    AG says:

    Ob solche Hinweise hilfreich sind, kann man sicher bezweifeln. Allerdings liest man in Ihrem Blog (leider) allzuoft auch, dass die neutralste Behörde der Welt oft auch „blind“ unterwegs ist. Dass sich der ein oder andere daher bemüssigt sieht, sich an der Aufklärung zu beteiligen verwundert mich nicht wirklich. Was mich verwundert ist, dass man annimmt, dass Sie hier involviert sein könnten. Dazu gab es m.E. keinen Hinweis.