Hijacking im Affenzirkus der Telekom?

Jeder Telekom-Kunde kennt das Bild. Immer dann, wenn man sich vertippt hat, erschien die verbrämt als „Navigationshilfe“ getarnte Seite der Telekom.

ElooKoN – ein selbst und ständig Arbeitender, der irgendwas mit IT macht – hat sich darüber genauso geärgert wie ich.

Anders wie ich hat er sich aber die Mühe gemacht, das dahinter stehende System zu analysieren. Diese Analyse hat ElooKoN dann in drei Formen gegossen:

Diese Aktion hat nicht nur für einigen Wirbel, sondern für die Kunden der Telekom auch für das Ende der Entführungen gesorgt. Seit dem 26.04.2019 kidnappt die Telekom ihre Kunden nicht mehr und verschafft sie auf andere Websites.

ElooKoN formuliert in seinem Artikel ein zutreffendes Schlusswort:

Bei den verantwortlichen Stellen ist offenbar nicht angekommen, dass das Internet nicht nur ein lustiger Affenzirkus ist, sondern dass es sich hierbei durchaus um ein wichtiges, zu schützendes Instrument handelt, das zugleich als Spiegelbild nicht nur die Verfasstheit unserer Gesellschaft, sondern auch die unseres Rechtsstaates wiedergibt.

Ich rechne nun nicht damit (und als Strafverteidiger wünsche ich es ihnen auch nicht), dass die Herren Höttges und Wössner nun als Cyberkriminelle wegen „DNS-Hijacking“ oder „Silent Server Swap“ – aka Datenveränderung (§ 303a StGB) oder gar Computersabotage (§ 303b StGB) – angeklagt und verurteilt werden. Aber die Aktion von ElooKoN wird sicherlich für die weitere dringend notwendige Sensibilität im Zusammenhang mit IT-Sicherheit sorgen.

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11 Antworten auf Hijacking im Affenzirkus der Telekom?

  1. 1
    Bernd says:

    Ich freue mich, dass dieses ungebührliche Verhalten aufgegriffen und öffentlich gemacht wurde. Es hat auf recht schnellem Wege dazu geführt, dass es eingestellt wurde. Gut so.

    Ich hoffe aber auch, dass das für die Verantwortlichen Folgen hat. Wenn auch kleine Folgen, aber es muss weh tun. Ansonsten hat es sich ja satt gelohnt 10 Jahre lang jeden 404er auf eine Seite zu holen, die voll mit eigenen Links ist.
    Der daraus erzielte Nutzen war sehr hoch. Dies kann jeder für sich nachrechnen, wenn er seine 404er auf 10 Jahre hochrechnet und dann mit der Anzahl der Telekomkunden multipliziert.

  2. 2
    Jack Daniels says:

    Genau die richtige Vorgehensweise. Ohne Einschaltung von schlagkräftigen Behörden wandert so eine Beschwerde beim normalen Kundenservice der Telekom sofort mit ein paar blumigen und wenig kompetenten Beschwichtigungsworten im Papierkorb.

  3. 3
    Bernd says:

    > (hoch vierstelligzahlender) Kunde

    Wie verursacht man als Kanzlei monatlich so hohe Beträge? Oder war eher hoch dreistellig gemeint?

  4. 4
    Stefan says:

    Das ist schon ewig so bei der Telekom. Man konnte es aber schon immer mit einem einfachen Anruf deaktivieren lassen. Alternativ konnte man auch auf der Webseite im Kundenbereich etwas umstellen, so dass diese Funktion abgeschaltet war.

    • Selbst, wenn es denn so gewesen sein sollte, wie Sie es beschreiben (das war mir als Telekomkunde nicht bekannt), ist eine solche Entführung nicht die feine Art, auch dann nicht, wenn man als (hoch vierstelligzahlender) Kunde erst einmal darum betteln muss, nicht gehijackt zu werden. Andersherum wäre es ok gewesen, wenn der Kunde diese Umleitung einschalten könnte, so er sie denn haben möchte. crh
  5. 5
    Nicolai Mass says:

    Da hilft, und ich empfehle es jedem: entweder 1.1.1.1 oder OpenDNS.
    Das hilft unter anderem auch, zu verhindern, dass sie, obwohl sie keine Verbindung zwischen zwei Geräten haben, immer die gleiche Werbung angezeigt bekommen.
    1.1.1.1 ist ein alternativer DNS Dienst, der von Cloudflare betrieben wird….ob das jetzt besser als die Telekomiker sind sei dahingestellt, jedoch bieten die das sogar als APP fürs Handy an. Noch Alternativer dann eben ein VPN Dienst wie z.B NordVPN. Aber dann ist man schon per se verdächtig, weil man seine Rechte in Anspruch nimmt.

  6. 6
    Conny_CH says:

    Ha ha…. Wie bei VW…. Auto günstig kaufen und wegen einer Dieselvergehens klagen….. Oder Dritanbieter abonnieren und die anderen als schuldigen belasten…… Die Profis sind am Werk.

  7. 7
    Jan says:

    Bernd – du haust hier gefährliches Halbwissen raus…

    Man kam auf die Navigationshilfe, wenn ein Hostname/Domain im DNS nicht existierte.

    Wenn du einen 404 zurück bekommst, kommt der immer von einem Webserver (das ist ein HTTP Error-Code). Das heißt, das der Hostname im DNS verfügbar ist, du auf dem gewünschten Server bist und dieser nur die Datei die du anforderst, nicht findet.

    Z.b. bei folgendem Hostnamen wäre die Navigationshilfe erschienen: http://goooooooogler.de/

    Bei folgendem Aufruf, kommt dein 404:
    http://google.de/kaputt.html

  8. 8
    Bernd says:

    @Nicolai Mass
    Nutze eine Suchmaschine deiner Wahl und füttere sie mit „Pi-hole“. DNS-Server nach deinen Wünschen, sowie Entfernung von Trackeraufrufen, Werbefarmen, usw.

  9. 9
    Bernd says:

    @Jan
    Stimmt, mein Fehler. Mit „jedem 404er“ bin ich über das Ziel hinausgeschossen. Es sind, wie von dir angemerkt, die Fälle, wo die Domain nicht aufgelöst werden konnte und der DNS-Server normalerweise mit einem Error und NXDomain antwortet.

  10. 10
    Rocky Granderath says:

    Korrigiere: „Anders als ich“. Das Wort „wie“ drückt gleichheit aus, „als“ einen Unterschied.

    Sorry, unangenehmer Fehler, da lass ich mal den Rechtschreibnazi raus.

  11. 11