Buchtip

Goldene Worte zum Sonntagnachmittag

Es ist schon über so vieles Gras gewachsen, daß man keinem Rasen mehr trauen kann.

Sportjounalist Werner Hansch, zitiert nach Nils Minkmar, der sich fragt: Wie bewältigen wir die Nazi-Bewältigung?

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Sieht so eine Mörderin aus?

Die Berliner Journalistin Barbara Keller stellt in ausgewählten Gerichtsreportagen beeindruckende Fälle vor, die zwischen 2004 und 2009 am Moabiter Kriminalgericht verhandelt wurden.

Sie sind tragisch, sie sind komisch, lächerlich, lapidar oder ganz und gar böse und gemein: die Frauen und ihre kriminellen Geschichten. Von der pflichtvergessenen Mutter und notorischen Diebin zur uneinsichtigen Sexualstraftäterin. Über den Auftragsmord zum Justizirrtum und zurück – eine Klaviatur, die die kriminellen Damen virtuos beherrschen.

Barbara Keller beschreibt unter anderem auch den Fall der Monika de Montgazon:

Die 22. Große Strafkammer des Landgerichts Berlin verurteilte die Arzthelferin wegen Mordes an ihrem eigenen Vater. Lebenslang – die besondere Schwere der Schuld wurde festgestellt.

Ein Jahr später hob der Bundesgerichtshof das Urteil auf; er stellt „eklatante“ Mängel an dem Urteil fest. Es dauerte noch weitere zwei Monate, bis die Verurteilte aus der U-Haft entlassen wurde, nach 888 Tagen. Drei Jahre nach der ersten Verurteilung erfolgte der Freispruch durch die 29. Große Strafkammer. Ein schauerlicher Prozeßbericht.

Und – nicht allein wegen dieses einen Falles – ein höchst lesenswertes Buch.

Update:
Hier gibt es einen Fernsehbericht über Barbara Keller und ihr Buch.

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Sonntagslektüre

Damit der Strafverteidiger auch am Wochenende seine Zeit mit Straftaten verbringen kann:

Sein Held Gereon Rath erlebt eine Stadt im Rausch. Kokain, illegale Nachtclubs, politische Straßenschlachten – ein Tanz auf dem Vulkan. Der junge, ehrgeizige Kommissar, neu in der Stadt und abgestellt beim Sittendezernat, schaltet sich ungefragt in Ermittlungen der Mordkommission ein – und ahnt nicht, dass er in ein Wespennest gestoßen hat.

Spannende Nachmittagslektüre.

Danke für den Buchtip an den Kollegen Michael Böcker, den das Verbrechen auch nicht losläßt, nachdem er die Kanzleitür von außen abgeschlossen hat.

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Es geht auch ohne

Meine eMails nicht nur am Arbeitsplatz oder auf dem Laptop zu lesen, daran hatte ich durchaus schon häufiger gedacht. In manchen Situationen könnte es ganz praktisch sein, auch unterwegs mal eben schnell nachschauen zu können, was es Neues gibt.

Allerdings nach der Lektüre von

hat sich das nun erledigt.

Zuhause habe ich den Blackberry abends meist auf den Schuschrank gelegt; da hat es B. [Anm: seine Ehefrau] nicht so mitbekommen, wenn ich mir vor dem Zubettgehen, auf dem Weg zum Klo, schnell noch die letzte Tagesdosis reingezogen habe.

Das muß ich nun wirklich nicht haben.

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Für künftige Blogbeiträge bestellt

Man will ja mitschimpfenreden. Schade nur, daß die Lieferzeit derzeit zwischen einer und drei Wochen liegt.

Scheint wohl sehr begehrt zu sein, dieser Herr Sarazin. Oder auch nicht:

Der Migrationsrat Berlin-Brandenburg protestiert gegen einen geplanten Auftritt Thilo Sarrazins beim Internationalen Literaturfestival im Berliner Haus der Kulturen der Welt.

berichtet der Tagesspiegel. Die organisierten Migranten möchten mit Herrn Sarazin nicht über das Buch diskutieren:

Nuran Yi?it, die Sprecherin des Migrationsrates Berlin Brandenburg, der sich als Interessenvertretung von Migranten in der Region versteht, sagte Tagesspiegel.de: „Wir sind dagegen, dass das Haus der Kulturen der Welt Herrn Sarrazin ein Plattform für seine rechtsnationalen und rechtspopulistischen Äußerungen bietet“.

In drei Wochen habe ich das Buch gelesen, dann rede ich mit. Vorher nicht.

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Das Ende der Geduld – Bestellt

Nachdem ich mich am vergangenen Wochenende mit Revisionen beschäftigt habe, soll’s am kommenden Sonntag dann etwas entspannter zugehen: Ich bin gespannt auf das Buch von Kirsten Heisig.

Die Neuköllner (Jugendgerichts-) Szene dürfte – auch vor dem Hintergrund der traurigen Ereignisse Ende vergangenen Monats – ein wenig kurzweiliger sein als das trockene Revisionsrecht.

Lieferung bis Donnerstag, 29. Juli

Das reicht.

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Wochenend-Lektüre: Revision in Strafsachen

Soeben eingetroffen; rechtzeitig, damit ich auch am Wochenende keine Langeweile bekomme:

Nur gut, daß solche Schinken nicht jedes Jahr neu aufgelegt werden. Die Vorauflage (die sechste) stammt aus 1998.

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Buchtip: Medienarbeit für Rechtsanwälte

Der Autor des „Handbuchs für effektive Kanzlei-PR“, Uwe Wolff, ist ein Journalist, der den üblichen Vorurteilen eines Strafverteidigers entspricht. Und der die üblichen Vorurteile eines Reporters gegenüber Rechtsanwälten pflegt.

Entsprechend dieser anwaltlichen Sicht sind Journalisten

• käufliche Halunken,
• hinterhältig,
• ungebildet,
• neugierig,
• prinzipienlos,
• frech und unverschämt,
• schamlos,
• sensationslüstern,
• ungeduldig,
• haben weder Moral noch Rückgrat,
• haben keine Disziplin,
• tun alles für eine Geschichte bzw. eine „Story“ und
• verstehen keinen komplizierten Sachverhalt.

Nach Ansicht der Journalisten sind Anwälte

• Langweiler, Technokraten
• verknöchert, verstaubt
• halbseiden, prinzipienlos, käuflich
• berechnend, manipulativ, doppelzüngig
• Spielchen treibende Halunken, Strategen
• intelligent, aber ängstlich
• verstockt, steif, humorlos, konservativ, verklemmt
• selbstherrlich
• detailversessen.

Nachdem das also geklärt ist, unternimmt Wolff den Versuch, uns Anwälten die Scheu vor den Journalisten zu nehmen – wie ich meine, recht erfolgreich. Das Buch ist eine Bereicherung der Abteilung „Kanzlei-Marketing“ in meiner Bibliothek.

Ich hab’s gern gelesen und nun noch ein Vorurteil mehr: Wenn man weiß, wie diese Schreiberlinge funktionieren, kann man sie eigentlich doch ganz gut handhaben. Denn die beiden Gruppen haben – nach der darin zitierten Hella Dubrowsky – auch Gemeinsamkeiten:

Die Durchschnittsvertreter beider Berufe sind unglaublich trinkfreudig und trinkfest.

Was Wolff außerdem noch so treibt, kann man hier nachlesen.

Besten Dank an Uwe Wolff an dieser Stelle auch für die Werbung, die er in seinem Buch für dieses Weblog macht. 8-)

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Wahre Worte

Bumerang ist, wo wenn man wegwirft und kommt nicht wieder, ist keiner gewesen.

Zitiert nach Manfred Lütz in „Irre – Wir behandeln die Falschen. Unser Problem sind die Normalen.“

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Irre – Wir sperren die Falschen ein

Wenn man sich den Tisch anschaut, auf dem sich zu Hause meine Bücher stapeln, könnte ein findiger Psychologe durchaus Rückschlüsse auf meinen Job ziehen.

Manfred Lütz: Irre – Wir behandeln die Falschen. Unser Problem sind die Normalen.

Der Titel paßt auch auf die Strafjustiz. Irgendwie.

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