Rocker

Onepercenter und der § 55 StPO

Vor dem Landgericht Frankfurt (Oder) beginnt heute das Hauptverfahren gegen zwei Rocker. Den Angeklagten wird vorgeworfen, im Juni 2009 in Eberswalde/Finowfurt einen versuchten Totschlag in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung und Sachbeschädigung begangen zu haben.

Die Angeklagten und weitere Beschuldigte sollen Bandidos gewesen sein, die Geschädigten Hells Angels. Als Tatwerkzeuge werden unter anderem eine Machete und ein Baseballschläger genannt, es soll Stich-Schnittverletzungen und den offenen Bruch einer Kniescheibe gegeben haben.

Vor dem Hintergrund, daß einige Banditen später ihr Colour gewechselt haben und zu Engeln wurden, wird das Aussageverhalten der Angeklagten und der Geschädigten, die als Zeugen geladen sind, mit einiger Spannung erwartet.

Naheliegend dürfte sein, daß die Angeklagten sich durch Schweigen verteidigen. Problematisch ist die Lage allerdings für die Zeugen, die grundsätzlich zur Aussage verpflichtet sind. Es sei denn, ihnen stehen die Rechte beispielsweise aus § 55 StPO zur Seite.

Die Möglichkeit, sich als Onepercenter durch eine Aussage der Gefahr auszusetzen, „wegen einer Straftat verfolgt zu werden“, ist nicht fernliegend.

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Den Rockern hinter die Ohren

Mehr als 400 Beamte durchsuchten am Donnerstag während eines dreistündigen Einsatzes in mehr als zehn Städten Wohnungen sowie alle Clubhäuser der Szene, teilte die Polizei in Frankfurt (Oder) mit. Festnahmen gab es nicht. Die Beamten entdeckten aber unter anderem Pistolen, Äxte, Baseballschläger, Schwerter, Messer und auch eine Granate. Es erfolgten 25 Durchsuchungen, unter anderem in Cottbus, Frankfurt (Oder) und Eberswalde.

berichtet die Berliner Morgenpost. Betroffen waren die Führungsriegen der Hells Angels, Bandidos und des Gremium MC.

„Rechtsfreie Räume lassen wir nicht zu, das sollte sich jeder aus diesem kriminellen Milieu hinter die Ohren schreiben“, sagte Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm. Hört sich ein wenig hilflos an, dieses ministerielle Säbelrasseln so kurz vor den Wahlen.

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Ein Panzerfahrer gegen 14 Chicanos

Ein Generalleutnant a.D. und ehemaliger Kommandeur der 3. Panzerdivision in Buxtehude verbietet den „Chicanos MC Barnim“ in Eberswalde.

Cicanos MC Barnim Foto: dpa

Gestern morgen wurde den Chicanos die Verbotsverfügung zugestellt. Gleichzeitig wurden das Cubhaus und ihre Wohnungen durchsucht. 270 Polizeibeamte waren damit beschäftigt. Ein Chicnao leistete Widerstand, die anderen 13 Mitglieder hielten sich bedeckt. Weitere Chicanos gibt es in Eberswalde wohl nicht.

Nach diesem Erfolg soll es nun weitergehen mit dem Kampf gegen die „Rockerkriminalität“. Das bei dieser Aktion sichergestellte Material soll genutzt werden, um die Hells Angels und die Bandidos bundesweit zu verbieten, wünscht sich Panzerfahrer Jörg Schönbohm, seines Zeichens derzeitiger Innenminister Brandenburgs.

Ich gratuliere.

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Umfangreiche Maßnahmen

Die Ermittler fischen weiterhin im Trüben. Der Vorfall in Wartenberg vom 14. August 2009 ist noch nicht aufgeklärt, doch man bemüht sich:

[…] Im gesamten gestrigen Einsatzverlauf überprüften die Beamten 219 Personen und 55 Kraftfahrzeuge, händigten 51 Aufenthaltsverbotsverfügungen aus und beschlagnahmten 27 Gegenstände, u.A. Messer, Macheten, Beile, Teleskopschlagstöcke, Schlagringe und Baseballschläger.

heißt es in einer Pressemeldung der Polizei Berlin vom 23.08.09.

Unter anderem ging es dabei um das Clubhaus der „Bulldogs“ in der Scharnweberstraße und der Bandidos in der Provinzstraße. Polizei Präsenz gab es auch in der Lehderstraße in Weißensee sowie am Anton-Saefkow-Platz in Lichtenberg, die in Zusammenhang mit zwei Box-Events stand; man befürchtete dort ein Zusammentreffen der Hells Angels mit den Bandidos.

Bereits am Mittwochabend wurden an der Prenzlauer Promenade in Pankow ein gutes Dutzend Mitglieder des Clubs „Berliner Härte“ spontan kontrolliert. Ein paar Stunden später dann in Friedrichshain: Etwa 20 Angehörige des Rockerclubs „Born to be wild“ wurden an der Stralauer Allee gestoppt und überprüft.

Es ist die Rede von bislang 350 Hinweisen, die bislang bei der Polizei eingegangen seien. Eine „heiße Spur“ hat sich daraus jedoch nicht ergeben.

Lesenswert dazu ist der Kommentar in der taz:

Kriegswochenende in Berlin: An jeder Ecke kämpften Rocker gegen Rocker. Der Asphalt war getränkt vom Blut der Kuttenträger. Ohrenbetäubend laut dröhnten die Höllenmaschinen Marke Harley durch die leeren Straßen der geschundenen Stadt.

Und wer sich dennoch hinauswagte, wurde wie so manche arme unschuldige Oma, die beim Sonntagsspaziergang nur einen Boulevard überqueren wollte, mit einer Machete niedergemäht. Über allem aber lag der beißende Gestank rauchenden Gummis, denn die brutalen Rocker hatten ganze Viertel mit Barrikaden aus brennenden Motorradreifen abgesperrt. Nicht einmal die tapferen Berliner Schupos trauten sich hinein in diese dunkle Todeszone.

Tatsächlich ist jedoch nichts, aber auch rein gar nichts passiert. Ein „Mord in der Rocker-Szene“ war steht genauso wenig fest wie ein „Eifersuchtsdrama“. Mir scheint, hier wird wohl entweder ein Sommerloch gestopft oder es werden ganz andere Interessen mit diesen „umfangreichen Maßnahmen“ verfolgt.

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Spekulationen in der Rocker-Szene

Michael B. soll bis vor zwei Jahren Mitglied der Hells Angels gewesen sein. Erst kürzlich sei er zu den verfeindeten Bandidos übergetreten.

schreibt Konrad Litschko in der taz und berichtet über Hintergründe des Vorfalls in Wartenberg. Ob dieser Wechsel tatsächlich das Motiv für den Anschlag war, steht nicht fest. Fest steht noch nicht einmal, ob ein solcher Tausch der Farben stattgefunden hat.

Jedenfalls hat die Polizei ihre Präsenz in der Szene massiv erhöht und man ermittelt heftigst. Bislang allerdings ohne jeden Erfolg; man versucht, einer sich angeblich abzeichnende Entwicklung entgegen zu wirken:

„Der Mord an Michael B. in der Nacht zum vergangenen Freitag wird mit höchster Wahrscheinlicht blutige Racheakte nach sich ziehen“, sagt ein Ermittler. „Da die Gegner auch in der Öffentlichkeit angegriffen werden, müssen wir die totale Eskalation verhindern, bevor es weitere Tote und Schwerverletzte gibt und zudem unschuldige Passanten zu Schaden kommen.“

Ansonsten: Die Gerüchteküche brodelt, aber nichts Genaues weiß die Polizei (und wissen die Medien) nicht. Trotzdem, die Spekulationen schießen ins Kraut:

Den Bandidos könne jetzt ihre scheinbar wahllose Rekrutierung von Nachwuchs zum Verhängnis werden. Während die Hells Angels an strengen Aufnahmekriterien festhielten, sei es bei den Bandidos wesentlich laxer zugegangen. „Dabei wurde sich auch stark aus dem Kleinkriminellenmilieu Reinickendorfs bedient“, so der Beamte. „Das sind natürlich keine Personen, die sich an die strengen Regeln einer Bruderschaft halten, sondern auch ihren eigenen Interessen nachgehen und dabei die Kutte des Rockerklubs nutzen.“ Somit könnte der Führung die Organisation entgleiten.

denkt Michael Behrendt in der Morgenpost.

Hat eigentlich jemand mal an die Angehörigen von Michael B. gedacht? Wie es denen jetzt geht?

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Rocker in Wartenberg getötet

Gewöhnlich gut unterrichtete Kreise berichten von einem Vorfall heute Nacht in Berlin Wartenberg (Hohenschönhausen), bei dem ein 33 Jahre alter Rocker erschossen wurde. Angeblich soll der Mann erst dem einen MC, dann dem anderen angehört haben. Der Wechsel kurz vor der Tat gibt Anlaß zu der Spekulation, daß hier eine Retourkutsche gefahren wurde.

Wir werden sehen …

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Hells Walkers

Wohl nur heute (5.8.09) zu sehen: Ein Tom-Comic über Rocker in der taz.

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Zum Abschied ein Händeschütteln

Die taz war bei den Hells Angels zu Besuch. Nadine Lange wagte sich am Wochenende ins Clubhaus am Spandauer Damm.

„Interviews gibts keine, Fotos auch nicht“, lautet die Ansage.

Hatte Frau Lange etwas anderes erwartet? Offenbar, denn ihr Bericht endet mit dem Protokoll einer Enttäuschung:

Die meisten Fragen zu den Hells Angels sind tabu, Antworten gibt es nur wenige. „Wer bei uns mit Drogen dealt, fliegt raus“, sagt Thomas. Dann kommt das Essen.

Sie gibt nicht auf und wartet geduldig.

Später Nachmittag. Der Mann, der mit der Presse sprechen könne, sei jetzt da, sagt Thomas, reden will er aber nicht.

Da kommt also eine Journalistin, die für ein linkes Ökoblatt schreibt, das sich für die klimaschonende Abschaffung der Heizpilze und flächendeckende Tempo-30-Zonen einsetzt, klingelt bei den Angels und will einen auf Hunter S. Thompson machen? Sonntags. Vormittags. Nach einer Party am Samstag. Ein Interview mit Rockern.

Irgendwie nicht von dieser Welt …

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Rocker in Potsdam

Am Wochenende sind sich im beschaulichen Potsdam Member des Gremium MC und ein paar Hells Angels (oder umgekehrt) erstmals recht unfreundlich begegnet.

Die Angels haben sich erst im Frühjahr in Potsdam mit einem neuen Chapter niedergelassen. Der Zoff zwischen ihnen und den Bandidos hier in Berlin scheint sich nun auch auf die Nachbarstadt zu erstrecken. Dort sind bekanntlich die Schwarz-Weißen zuhause, so daß es diesmal über die Bandidos nichts zu berichten gibt:

Am frühen Sonntagmorgen war es nach bisherigen Erkenntnissen vor einer Gaststätte in Potsdam-Babelsberg zu dem tätlichen Übergriff gekommen, bei dem der 40-Jährige und ein 35-Jähriger verletzt wurden. Der Jüngere hatte Stiche am Oberarm davongetragen. Beide gehören laut „Potsdamer Neuesten Nachrichten“ dem Gremium MC an. Am Nachmittag bremsten dann – laut Polizei vermutlich aus Rache – rund zehn Männer auf Motorrädern im Potsdamer Stadtzentrum einen Wagen aus, holten den Fahrer heraus und schlugen ihn zusammen.

berichtet die Berliner Morgenpost.

Es war auch die Rede vom Einsatz einer Schußwaffe. Jedoch: Nichts Genaues weiß man nicht. Die Rocker beider Seiten schweigen sich – wie üblich – aus. Deutlich wird allerdings: Die Hells Angels scheinen zur Zeit mächtig unter Druck zu stehen. Es wird die nächste Zeit sicherlich nicht ruhiger werden in der Szene.

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Kontrollen bei den Bandidos

Es soll eine Schlägerei stattgefunden haben, teilt man der Polizei mit. Als die Beamten am Samstag vor Ort in der Buttmannstraße im Wedding eintrafen, war die Messe allerdings schon gesungen und keiner der Pastorensöhne mehr anwesend.

„Ersten Ermittlungen“ zufolge sollen Bandidos an der Auseinandersetzung beteiligt gewesen sein, deswegen wurden zweite Ermittlungen durchgeführt – im Clubhaus der Bandidos in der Residenzstraße in Reinickendorf. Aber auch dort wurde die Polizei nicht weiter fündig. Es werden wohl noch weitere Ermittlungen stattfinden müssen.

Tags darauf, am Sonntag, waren die Beamten ein weiteres Mal bei den Rockern zu Gast, diesmal auf der Party der Bandidos MC Eastgate in Gesundbrunnen anläßlich des 8-jährigen Bestehens. 140 Beamte wurden quasi als Türsteher tätig und kontrollierten jeden, der auf das Gelände wollte.

Hier konnten die Beamten die übliche Beute machen: Ein per Haftbefehl gesuchter Geburtstagsgast wurde festgenommen, zwei Motorräder wurden sichergestellt sowie ein paar Waffen und ein wenig
Betäubungsmittel. Eigentlich nichts, worüber man sich aufregen sollte.

Aber die Stimmung nach den Vorfällen in Ludwigsfelde und Eberswalde ist doch etwas gereizt, möchte man sagen …

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